Frank Wärner (55) ist begeisterter Sportsegler und hat schon so manches Rennen erfolgreich bestritten - bis er aufgrund von starken Schmerzen in seinem rechten Arm nicht mehr richtig zupacken konnte und sein Hobby aus diesem Grund aufgeben musste.
"Auf einem Segelboot, da muss man präsent sein, schnell nach einer Leine greifen können und auch flott reagieren. Das schafft man nicht, wenn man Schmerzen hat und den Arm nicht mehr gebrauchen kann."
Was Herrn Wärners sportliche Tätigkeit und auch seinen Alltag stark einschränkt, ist Medizinern als Zervikobrachialgie bekannt, womit Störungen des Halses, des Schultergürtels und der Arme bezeichnet werden.
Die Ursachen hierfür können variieren.
Häufig verantwortlich sind jedoch Bandscheibenvorfälle im Bereich der Halswirbelsäule oder auch Verengungen der Nervenaustrittslöcher, wie sie etwa durch Verschleiß entstehen können.
Unsere Arme werden jeweils von bestimmten Nervensträngen versorgt, deren Wurzel an der Halswirbelsäule zu finden ist.
Kommt es dort zu Blockaden, kann dies zu Missempfindungen, tiefen und gelegentlich ziehenden Schmerzen im Nacken-/Armbereich führen.
Bewegungen des Kopfes oder das Einwirken von Gewichten auf den betroffenen Arm, etwa das Tragen einer Tasche, verschlimmern die Symptomatik.
Schmerzen immer ernst nehmen
Treten starke Schmerzen im Bereich des Nackens auf, sollte man diese, im wahrsten Sinne des Wortes, nicht auf die leichte Schulter nehmen.
Frühzeitige Maßnahmen können oftmals helfen, den Beschwerden vorzubeugen.
Hierbei können gezielte gymnastische Maßnahmen oder auch der Wechsel hin zu einem orthopädischen Kopfkissen bereits Linderung bringen und eine Verschlimmerung der Symptomatik unter Umständen verhindern.
Bei starken Schmerzen sollte jedoch grundsätzlich ein Arzt hinzugezogen werden.
Nur so kann verhindert werden, dass die Krankheit unter Umständen chronisch wird.
Wenn die Arme schmerzen ...
... denkt selten jemand an Erkrankungen der Wirbelsäule.
Sogenannte vertebragene, d. h. wirbelsäulenbedingte Schmerzursachen können unter anderem durch Bandscheibenvorfälle, Insuffizienzen der Haltebänder oder Wirbelgelenksblockaden ausgelöst werden.
Je nachdem, welcher Bereich der Wirbelsäule betroffen ist, in diesem Fall die Ebenen der Halswirbel, geraten die aus den Nervenaustrittslöchern heraustretenden Nerven so unter Druck, dass sie Schmerzen blitzartig weiterleiten.
Vielen ein Begriff ist der Ischiasschmerz eines Beines.
Bei einer Zervikobrachialgie ist hingegen der Armnerv betroffen, weshalb oft vom "Ischias am Arm" die Rede ist.
Besser keine Bettruhe
Die Zähne zusammenbeißen, etwas ausruhen und warten, dass es besser wird?
Personen mit einer Zervikobrachialgie sind damit schlecht beraten.
Zum einen verschlimmert sich die Symptomatik bei vielen, sobald der Kopf auf einem Kissen liegt.
Zum anderen sollte bei starken Schmerzen nicht auf die Einnahme lindernder Analgetika (Schmerzmittel) verzichtet werden.
Sind die Schmerzen bereits chronisch geworden, kann man über eine örtliche Injektion mit lang wirkenden Betäubungsmitteln nachdenken.
Sie werden in kleinen Mengen direkt an den betroffenen Nerv gespritzt.
Die Einnahme oraler Präparate, die unter Umständen den Magen belasten können und ein gewisses Suchtpotenzial bergen, über einen längeren Zeitraum wird so unnötig.
Generell ist es wichtig, je nach Ursache der Beschwerden, für jeden einzelnen Patienten die geeignete Therapieform zu finden.
Ein Bandscheibenvorfall als Auslöser
Bei Frank Wärner trat die Zervikobrachialgie infolge eines Bandscheibenvorfalls an der Halswirbelsäule auf, bei dem die vorgefallene Bandscheibe (medizinisch: Prolaps) auf eine Nervenwurzel drückte und so starke Schmerzen im Arm auslöste.
Sein behandelnder Arzt empfahl zunächst eine Physiotherapie, denn entgegen landläufiger Meinung ist die konservative Therapie bei den meisten Bandscheibenvorfällen sehr wohl Erfolg versprechend.
Nur wenn als Folge des Bandscheibenschadens Lähmungserscheinungen in den Extremitäten auftreten, ist eine sofortige Operation meist unvermeidlich.
Therapieerfolge erarbeiten
Generell bestehen die ersten aktiven Behandlungsschritte der konservativen Therapie aus physiotherapeutischen Maßnahmen, um die Beweglichkeit der Halswirbelsäule zu erhalten bzw. wiederzuerlangen.
Durch die Physiotherapie können bestehende Muskelverspannungen gelöst und Fehlhaltungen korrigiert werden, denn nur eine starke und trainierte Muskulatur kann die Wirbelsäule wirksam unterstützen.
Auch Wärmeanwendungen (Fango, Rotlicht, Wärmflasche) und Massagen haben sich bei vielen Patienten positiv bewährt.
Im Vorfeld ist es jedoch wichtig abzuklären, dass keine Entzündungen vorliegen, da Wärme für diesen Personenkreis eher schädlich als nützlich sein kann.
Des Weiteren gilt für alle Behandlungen: Der Patient muss durch seine Mitarbeit aktiv der Erkrankung entgegentreten und bereit sein, sein Leben entsprechend der Erkrankung umzustellen - um eine Verbesserung zu erzielen.
"Wenn ich zurückschaue, sehe ich heute, wie wichtig die Übungen sind, die mein Physiotherapeut mir beigebracht hat, auch wenn ich manchmal keine Lust habe, sie durchzuführen", erklärt Herr Wärner.
Heute verspürt er keine Schmerzen mehr und mit dem Segeln will er es bald wieder versuchen.