"Jedes Kind kostet einen Zahn" oder "Nach jeder Mahlzeit schleunigst putzen" - von klein an begleiten uns diese Weisheiten.
Eine aktuelle Studie der Initiative proDente zeigt, dass wir uns diese Merksätze tief eingeprägt haben, leider nicht zu unserem Vorteil, denn Forschungsergebnisse zeigen: der Volksmund hat nicht immer recht.
Es lohnt sich, die einzelnen "Regeln" genauer unter die Lupe zu nehmen.
Jedes Kind kostet einen Zahn!
Über 30 % der befragten Studienteilnehmer halten diesen Spruch für richtig.
Hier ist Entwarnung angesagt.
Sorgfältige Mundhygiene, eine ausgewogene Ernährung und der regelmäßige Gang zum Zahnarzt können einen Zahnverlust verhindern.
Wichtig ist ferner die ausreichende Mineralstoffversorgung der werdenden Mutter.
So ist z. B. der Bedarf an Kalzium (wichtig für Knochenbau und Zähne) in der Schwangerschaft wesentlich erhöht - im Laufe der neun Monate muss der Organismus des Babys 30 g davon einbauen, die er nur über die Mutter bekommen kann.
Wenn bei der Schwangeren ein Mangel besteht, wird das Baby trotzdem versuchen, seinen Bedarf zu decken.
Um vorzubeugen, empfiehlt es sich, regelmäßig Milchprodukte auf den Speiseplan zu setzen.
Außerdem ist in dieser Zeit eine gute Mundhygiene enorm wichtig, weil Erkrankungen der Mundhöhle zu gesundheitlichen Problemen des gesamten Körpers und insbesondere entzündliche Erkrankungen des Zahnhalteapparates (Parodontitis) sogar Frühgeburten auslösen können.
Nach jeder Mahlzeit schleunigst putzen!
Stimmt nur bedingt.
Direkt nach dem Essen die Zähne zu putzen, kann auch schädlich sein - es kommt ganz darauf an, was man gegessen hat.
So gilt: nach Saurem Finger weg von der Zahnbürste.
Säurehaltige Speisen und Getränke weichen den Zahnschmelz durch Entzug von Mineralien auf.
Durch zu frühes Putzen wird der aufgeweichte Schmelz mit weggeputzt.
Klüger ist es, 30 bis 60 Minuten zu warten und so dem Speichel das Feld zu überlassen.
Dieser neutralisiert nicht nur die Säure, sondern versorgt die Zähne auch mit Mineralstoffen und lässt den Zahnschmelz dadurch wieder hart werden.
Ein paar Schlucke Wasser helfen, Säure zu entfernen, und machen Orangensaft und Co. weniger schädlich.
Milchzähne fallen eh aus
und müssen nicht gepflegt werden!
Über 30 % der Befragten halten die Aussage für korrekt.
Aus zahnärztlicher und kieferorthopädischer Sicht ist die gründliche Pflege und der Erhaltung der Milchzähne jedoch äußerst wichtig.
Hat sich im Milchgebiss erst mal Karies ausgebreitet ist das Risiko für das bleibende Gebiss deutlich erhöht.
Außerdem ermöglicht ein gesundes Milchgebiss problemloses Kauen, eine gute Aussprache und nicht zuletzt eine normale Gebissentwicklung.
Keineswegs. Zahnmediziner empfehlen Zahnpasta mit Fluoriden.
Der Mineralstoff härtet den Zahnschmelz, hemmt die Entkalkung und das Bakterienwachstum und hilft zudem bei der Remineralisierung der Zahnoberfläche.
Bezüglich der Kariespropyhlaxe hat sich herausgestellt, dass eine ausreichende Versorgung mit Fluoriden das Auftreten von Karies deutlich verringert.
Dabei wirkt das Fluorid vor allem lokal am Zahn und weniger über den Blutkreislauf.
Gleichzeitig sollte jodiertes und fluoridiertes Speisesalz für die gesamte Familie verwendet werden.
Das Speisesalz führt bei der Nahrungsaufnahme das Fluorid direkt an den Zahn heran.
Feste schrubben bringt am meisten!
Im Gegenteil.
Harte Borsten und zu viel Krafteinsatz beim Putzen bergen die Gefahr, den Zahnschmelz allmählich abzutragen und das Zahnfleisch so zu verletzen, dass es sich nach und nach zurückzieht - schmerz- und kariesanfällige, freiliegende Zahnhälse sind die Folge.
Kleine, fegende Putzbewegungen von Rot nach Weiß, also vom Zahnfleisch hin zum Zahn, reinigen optimal und verhindern Verletzungen.
Kaugummikauen ersetzt das Zähneputzen!
Zahnpflegekaugummis sind eine gute Unterstützung der Mundhygiene nach dem Essen.
Zusätzlich wird durch den Bestandteil Xylit eine hemmende Wirkung auf kariesrelevante Bakterien ausgelöst.
Insgesamt bewirkt die Kauaktivität einen erhöhten Speichelfluss.
Durch den Speichel werden die Selbstreinigung im Mund verbessert und den Zähnen vermehrt Mineralien zugeführt.
Diese Mineralien können die angegriffene Zahnschmelzoberfläche durch Säuren aus der Nahrung wieder reparieren.
Zahnpflegekaugummis ergänzen jedoch nur das tägliche Zähnputzen und ersetzen es keineswegs.