Neue Waffen gegen Alzheimer

Keine Angst vor der Angst



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Quellenangabe der Berichte:
Alzheimer * 6/2003
Angst * 4/2003



© 2001 Wort & Bild Verlag
Konradshöhe GmbH & Co. KG

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An dieser Stelle möchte ich mich herzlich bedanken, dass ich Berichte aus dieser Fachzeitschrift für meine Homepage verwenden darf

Auf grafische Bild-Darstellungen muss ich aus urheberrechtlichen Gründen verzichten.
Durchbruch in der Forschung
Die Alzheimer-Krankheit ist endlich enträtselt.
Kann der geistige Verfall jetzt gestoppt werden?
Forscher sind zuversichtlich, denn es gibt bereits erste Erfolge
Lieselotte Werber schafft es immer wieder, ihre Tochter Ingrid Harten (Namen von der Redaktion geändert) zu überraschen.
"Plötzlich erkennt sie auf der Straße Menschen, die sie seit vielen Jahren nicht gesehen hat", berichtet Harten.
"Dabei wusste meine Mutter am Morgen nicht einmal mehr, wie sie einen Strumpf anzuziehen hat."
Es sind nur Erinnerungsinseln, die der 75-jährigen Lieselotte Werber geblieben sind.
Seit mehreren Jahren leidet die Nauheimerin unter zunehmender Vergesslichkeit, seit 2001 weiß ihre Tochter Ingrid, was sich dahinter verbirgt:
eine Alzheimer-Demenz.

Es begann im Jahr 1997 ganz harmlos.
"Meine Mutter verlegte ab und zu den Schlüssel oder fand ihr verstecktes Spargeld nicht mehr", erzählt Frau Harten.
"Ich hielt das für eine Alterserscheinung."
Doch die Vergesslichkeit nahm zu:
"Da landete schon mal ein nagelneuer Rock in der Altkleidersammlung", seufzt Harten.
"Meine Mutter vernachlässigte den Haushalt ließ Verabredungen platzen und konnte schließlich, im Jahr 2000 nicht mehr die Uhr lesen."
Heute lebt Lieselotte Werber bei ihrer Tochter, die sie Tag und Nacht betreut.
"Zu sehen, wie meine früher so tatkräftige Mutter ihre Selbständigkeit verloren hat, das ist das Schlimmste", sagt Frau Harten.
Sie weiß:
Heilung gibt es für Patienten wie ihre Mutter derzeit nicht.

Das soll sich ändern.
"Die Chancen, eine Therapie zu entwickeln, die Alzheimer stoppt, waren noch nie so gut", glaubt der Münchner Alzheimer-Forscher Prof. Dr. Christian Haass.
"Denn wir kennen die Mechanismen, die bei der Krankheit ablaufen, fast bis ins letzte Detail - und damit auch die Angriffspunkte für neue Medikamente."
Der Heidelberger Molekularbiologe Prof. Dr. Konrad Beyreuther ergänzt:
"Nach 20 Jahren Grundlagenforschung treten wir jetzt endlich in das Zeitalter der wirklichen Alzheimer-Therapie ein."
Darauf setzen die Forscher:

Hemmstoffe
("Protease-Hemmer")

könnten verhindern, dass gefährliche Eiweißstücke entstehen, die im Gehirn verklumpen, Nervenzellen schädigen und die für Alzheimer typischen Ablagerungen (Plaques) bilden.
Eine Impf-Therapie
soll schon vorhandene Plaques im Gehirn angreifen und - im Verbund mit körpereigenen Fresszellen - auflösen und beseitigen.
Cholesterinsenkende Präparate
können die Alzheimer-Krankheit verlangsamen, das zeigten aktuelle Studien.
Der große Vorteil:
Diese Präparate sind bereits erhältlich.
Möglich wurden die Fortschritte durch die Entschlüsselung der Alzheimer-Krankheit.
Noch vor zwanzig Jahren wussten die Forscher nicht, woraus die zerstörerischen Plaques im Gehirn bestehen.

Heute ist klar:
Die Beläge, die die Nervenzellen nach und nach vernichten, setzen sich aus Eiweißbruchstücken zusammen, die unser Körper selbst produziert.
"Enzyme, die wie Scheren arbeiten, schneiden die Stücke ständig aus einem größeren Eiweißstoff heraus, der von den Zellen gebildet wird", erklärt Haass.
Die Eiweißstücke verkleben miteinander und bilden Ablagerungen - die gefürchteten Plaques.
Dieser Vorgang läuft bei jedem von uns ab, vermutlich schon ab dem ersten Lebenstag.
"Eine geringe Konzentration der Eiweißklumpen im Gehirn verhindert, dass wir schon als junge Menschen erkranken", erklärt Haass.

Im Alter steigt das Alzheimer-Risiko rasant an:
Von den 65- bis 69-Jährigen ist nur etwa ein Prozent erkrankt, bei den 80- bis 84-Jährigen schon 13 Prozent.
Wer über 90 ist, hat ein mindestens 30-prozentiges Alzheimer-Risiko.
Im Verlauf der Krankheit büßt das Gehirn bis zu zwanzig Prozent seiner Masse ein - ein Schaden, der auch durch künftige Therapien nicht zu beheben sein dürfte.
Jedes Medikament - auch die geplanten neuen Wirkstoffe - muss daher so früh wie möglich zum Einsatz kommen, um die Hirnsubstanz zu retten und die geistige Leistungsfähigkeit des Patienten zu erhalten.
Das Vergessen schon an der Wurzel stoppen
Am wirksamsten sind so genannte Protease-Hemmer:
"Sie blockieren die Enzym-Scheren, die die Eiweißstücke heraustrennen", erläutert Haass.
"Damit stoppen wir den Alzheimer-Prozess an der Wurzel".
Vermutlich müssten die Patienten die Scheren-Blocker über einen sehr langen Zeitraum einnehmen.

Kann man Alzheimer vorbeugen?
Was die Forscher heute wissen
Sicheren Schutz vor einer Demenz-Erkrankung gibt es nicht - aber Hinweise, wie sich das Risiko möglicherweise senken lässt

Blutdruck im Normbereich halten:
Vermutlich die beste Vorsorgemaßnahme.
Mehrere Studien zeigen, dass Personen mit Bluthochdruck auf lange Sicht häufiger an Alzheimer-Demenz erkranken.
Der genaue Zusammenhang ist noch unklar.
Eine mögliche Erklärung:
Der Bluthochdruck führt zu kleinen, vom Patienten kaum bemerkten Schlaganfällen, die die Symptome einer Alzheimer-Demenz deutlich früher in Erscheinung treten lassen.
Geistig aktiv sein:
Offenbar ist ein trainiertes Hirn weniger anfällig für eine Alzheimer-Demenz.
Eine Untersuchung an knapp 700 Klosterschwestern in den USA ergab:
Von der Erkrankung sind Menschen mit geringerem Bildungsgrad eher betroffen.
Die Nonnen wurden für die Studie ausgewählt, weil die Wissenschaftler bei ihnen ähnliche, vergleichbare Lebensbedingungen vermuteten.
Gehirnjogging im Alter:
Weitere Studien legen nahe, dass das Training für die grauen Zellen auch in späteren Lebensjahren - unabhängig vom Schulabschluss - das Alzheimer-Risiko senken könnte.
Dabei kann es sich um Rätsel- oder Gedächtnisübungen ebenso handeln wie etwa um den Besuch eines Sprachkurses.
Vitaminreich ernähren:
Vor allem die Vitamine A, C und E gelten nach Erkenntnissen der Wissenschaftler als möglicher Schutzschild gegen eine Alzheimer-Demenz.
So zeigte sich in einer Studie, dass die Vitamine C und E den Angriff aggressiver Sauerstoffmoleküle auf Fettsäuren in der Hirn- und Rückenmarkflüssigkeit messbar bremsen - genau dieser ist bei Alzheimer-Patienten krankhaft verstärkt.
Günstig könnte sich auch ein moderater Alkoholkonsum auswirken.
Eine neue Untersuchung aus den USA zeigt:
Menschen, die bis zu sechs Mal wöchentlich kleine Mengen Bier, Wein oder Likör trinken, erkranken seltener an einer Demenz als Alkohol-Abstinenzler.

Das Prinzip der Protease-Hemmer ist nicht neu:
Seit Mitte der 90er Jahre setzen Ärzte mit Erfolg ähnliche Wirkstoffe zur Behandlung von HIV-Infizierten ein.
"Die pharmazeutische Erfahrung ist also da", sagt Haass.
"Jetzt kommt es darauf an, Detailfragen zu klären.
Zum Beispiel, ob es zu Nebenwirkungen kommt."
Ungewiss ist vor allem, inwieweit die Alzheimer-Bremser auch andere Stoffwechselvorgänge im Körper stören.

Mehrere Pharma-Hersteller führen klinische Tests mit Protease-Hemmern durch, die für Alzheimer-Patienten in Frage kommen.
Mit Informationen halten sich die Firmen zurück.
"Klar ist, dass bis zur Markteinführung noch einige Jahre vergehen werden", sagt Haass.

Eine Impfung gegen die Demenz
Näher an der Praxis scheint die Alzheimer-Impfung zu sein.
Der Wirkmechanismus:
Patienten bekommen eine künstlich hergestellte Version des Eiweißbruchstücks in schwacher Dosis verabreicht.
"Der Körper bildet dann Antikörper, also Abwehrstoffe, gegen diese Plaques", berichtet Haass.
Tierexperimente belegen, dass nicht nur neue Plaques verhindert, sondern auch bestehende Ablagerungen im Hirn abgebaut werden können.

Ähnlich ist offenbar die Wirkung beim Menschen.
Erste Impfversuche, die ein US-Pharma-Unternehmen im vergangenen Jahr durchführte, zeigen, dass sich die Plaque-Menge im Gehirn tatsächlich verringert.
Das Problem:
Die Immunreaktion, die der Impfstoff auslöst, führte bei einigen Patienten zu einer Hirnentzündung.
Deshalb mussten die Forscher die Studie vorzeitig stoppen.
Inzwischen wird an Impfstoffen mit gezielterer Wirkung gearbeitet.
"Spätestens in zwei Jahren dürften dann neue Praxistests starten", meint Haass.

Möglicherweise könnten Alzheimer-Patienten auch von Medikamenten profitieren, die längst verfügbar sind.
"Bei Menschen, die regelmäßig schmerzstillende Rheumamittel, etwa Ibuprofen, oder Cholesterinsenker einnehmen, tritt die Demenz offenbar seltener auf", weiß Forscher Beyreuther.
Noch rätseln die Wissenschaftler, was hinter dieser Beobachtung steckt.
"Denkbar wäre, dass die Stoffe die Aktivität der Proteasen bremsen", mutmaßt Beyreuther.

Eine Studie, in welcher der Cholesterin-Senker Simvastatin an 44 Alzheimer-Patienten getestet wurde, ergab:
Kommt das Medikament frühzeitig zum Einsatz, geht der Spiegel an den gefährlichen Eiweißbruchstücken in der Hirnflüssigkeit (Liquor) deutlich zurück.
"Die Ergebnisse machen Hoffnung.
Die Untersuchung ist aber zu klein, um daraus Rückschlüsse für die Praxis zu ziehen", meint Beyreuther.
Geplant sind daher weitere Studien, die die Schlagkraft von Rheumamitteln und Cholesterinsenkern (Statinen) gegen Alzheimer unter Beweis stellen könnten.
"Vielleicht", hofft Beyreuther, "haben wir ja schon alle Waffen in der Hand, um das Vergessen wirksam zu stoppen."

Zu den Skeptikern zählt der Psychiater Prof. Dr. Alexander Kurz.
"Noch hat keiner der in der Forschung diskutierten Ansätze seine Praxistauglichkeit unter Beweis gestellt", kritisiert der Alzheimer-Spezialist vom Münchner Klinikum rechts der Isar.
"Wichtiger ist im Moment, dass die Möglichkeiten der schon zugelassenen Alzheimer-Präparate wirklich ausgeschöpft werden."

Alzheimer wird häufig zu spät erkannt
Gemeint sind hiervor allem Acetylcholinesterase-Hemmer, die seit Mitte der 90er Jahre auf dem Markt sind.
Die Medikamente erhöhen den Spiegel an dem Hirn-Botenstoff Acetylcholin, der bei Demenzkranken oft zu niedrig ist.
"Nur etwa jeder zehnte Patient bekommt derzeit diese Präparate", schätzt Kurz.
Grund:
Häufig scheuen Ärzte, die Diagnose Alzheimer zu stellen.
Oft wird die Krankheit von Patienten und Angehörigen lange ignoriert.

In einem späten Stadium aber zeigen die Acetylcholinesterase-Hemmer kaum noch Wirkung.
Früh eingesetzt, können die Medikamente jedoch eine Chance sein.
Zwar wird die Krankheit nur verlangsamt, nicht geheilt.
"Aber die Betroffenen gewinnen im Schnitt ein Jahr", berichtet Kurz.
"In dieser Zeit stabilisieren sich die geistigen Fähigkeiten.
Der Zeitaufwand, den die Angehörigen für die Betreuung brauchen, nimmt vorübergehend ab, weil die Patienten länger selbständig bleiben."

Dies schafft dem Kranken und seiner Familie auch den Freiraum, das weitere Leben mit Alzheimer zu organisieren - etwa zu klären, inwieweit auf lange Sicht eine Betreuung zu Hause möglich ist.
Ingrid Harten und ihre Mutter haben eigene Wege gefunden, um den Alltag zu meistern.
"Feste Rituale, etwa regelmäßige Essenszeiten, erleichtern meiner Mutter das Leben", erzählt Harten.
"Manchmal lachen wir beide über ihre Vergesslichkeit, das entspannt die Situation."
Dass die Krankheit gestoppt wird, bleibt ihr größter Wunsch.

Prof. Christian Haass ist optimistisch.
"Ich glaube kaum, dass ich in zehn Jahren noch so intensiv an Alzheimer forschen werde wie heute.
Das Thema dürfte spätestens dann ein Fall für die Praktiker sein, die die neuen Waffen gegen das Vergessen einsetzen."





Wie aus einer Emotion eine Krankheit werden kann
Warum Angststörungen oft im Verborgenen bleiben
Wie sich Panikattacken und Phobien behandeln lassen
Jeder hat Angst:
Angst, den Job zu verlieren, Angst, dass den Kindern etwas passiert.
Angst vor einem Krieg, Angst, unheilbar krank zu werden.
Sind wir deshalb ein Volk von Angsthasen?
"Überhaupt nicht", sagt Dr. Jürgen Hoyer, Leiter der Psychotherapie-Ambulanz an der Technischen Universität Dresden.
"Angst ist eine ganz natürliche und gesunde Emotion.
Genauso wie Freude, Zorn und Traurigkeit."

Gefühle der Angst treten auf, wenn wir eine Situation als bedrohlich, unkalkulierbar, eben als ungewiss empfinden.
Und weil Arbeitsplätze nicht mehr so sicher sind wie noch vor ein paar Jahren, zeigt die Angst vor dem Jobverlust eher an, dass wir heute in diesem Bereich sensibilisiert sind.
Wo Angst mit im Spiel ist, neigt jeder zu erhöhter Vorsicht, Umsicht und Aufmerksamkeit.
Das ist auch gut so.
Denn ob beim Autofahren auf Glatteis oder bei einer schweren Prüfung:
Angst kann dazu beitragen, die knifflige Situation erfolgreich zu bestehen.
Eine gute Portion Angst sicherte bereits den frühzeitlichen Menschen das Überleben.
Bei Gefahr stellte sich der Körper auf schnelles Entscheiden und Handeln ein:
Flucht oder Verteidigung?
Das Herz schlug schneller, die Muskeln spannten sich an, Hormone wie Noradrenalin und Adrenalin schärften Konzentration und Aktionsfähigkeit.
Dieses "Gefahrenprogramm" des Körpers ist uns bis heute geblieben - auch wenn bedrohliche Situationen seltener geworden sind.
Doch manchmal gerät dieses Programm, das der Organismus in kritischen Situationen nützlicher Weise ablaufen lässt, aus dem Ruder.
Der Körper wittert dann ohne ersichtlichen Anlass Gefahr und fährt seine Gegenmaßnahmen grundlos hoch.

"Ich war mit meinem Mann in der Stadt einkaufen.
Da schnürte es mir von einem Moment zum anderen die Brust zu, als ob jemand einen engen Eisenring darum gezurrt hätte.
Mir blieb sofort die Luft weg, und Todesangst überkam mich", erzählt Yvonne Langner, 26, von ihrer ersten Panikattacke.
"Das nächste Mal überfiel sie mich mitten bei meiner Arbeit als Zahnarzthelferin.
Mir wurde schwindelig, ich musste raus.
Später ließ ich meinen Körper durchchecken.
Doch organisch war alles in Ordnung.
Schlimm wurde es, als ich mich ein paar Tage später nicht mehr in die Praxis traute.
Die Angst vor der Angst hielt mich zurück."

"Problematisch wird es, wenn jemand wirklich unter seinen Angstgefühlen leidet und durch sie im Berufsleben oder im privaten Bereich deutliche Einschränkungen erfährt", erklärt Jürgen Hoyer.
"Kann sich ein Mensch nicht mehr von seiner Angst distanzieren, weil seine Gedanken ständig darum kreisen, führt das zu körperlichen Begleiterscheinungen und schließlich zu Krankschreibungen.
Dann sprechen wir von Angststörungen", erklärt der Experte weiter.

Rund 17 Prozent aller Deutschen leiden ein Mal in ihrem Leben unter Angststörungen.
"Rechnet man noch die Phobien, also zielgerichtete Furcht, dazu, zum Beispiel die Angst vor Spinnen, so erhöht sich die Zahl sogar auf rund ein Viertel in unserer Bevölkerung", weiß Prof. Borwin Bandelow, Leiter der Angstambulanz an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Göttingen.
Auf Dauer stresst Angst den Körper und die Psyche.
Der Betroffene wird versuchen, solche Angst machenden Situationen zu vermeiden.
Das Schlimme:
Jeder Ort, jede Situation kann zum Angstauslöser werden.
Das engt den Lebensradius immer stärker ein.
Im schlimmsten Fall ist der Erkrankte seiner Angst hilflos ausgeliefert.

Angststörungen haben viele Ursachen
Damit übermächtige Angst entsteht, müssen mehrere Faktoren zusammentreffen:

"Wir wissen aus verschiedenen Studien, dass Angsterkrankungen in manchen Familien gehäuft vorkommen", sagt Dr. Hoyer.
Es gibt also offensichtlich eine erbliche Komponente für die Angstbereitschaft.
Aus diesem Grund suchen Forscher verstärkt nach neurobiologischen Ursachen der Angst.
"Wir können jedoch nicht allein aus Tierversuchen auf den Menschen schließen.
Schließlich ist die begründete Angst einer Ratte vor elektrischen Schlägen etwas anderes als die unbegründete Angst eines Menschen, im Aufzug oder während eines Konzerts an einer Panikattacke zu sterben", betont Prof. Bandelow.
Wissenschaftler sind sich heute einig, dass der Gehirnstoffwechsel bei der Entstehung von Angst eine wichtige Rolle spielt.

Auch ein überbehütender, ängstlicher Erziehungsstil scheint Einfluss zu haben.

Überbelastung und anhaltender Stress können den Ausbruch einer Angsterkrankung begünstigen.

Und nicht zuletzt können belastende Lebensereignisse der Auslöser einer Angststörung sein - zum Beispiel der Tod eines nahen Angehörigen oder der Verlust des Arbeitsplatzes.

Die häufigsten Angststörungen
Es gibt viele Arten von Angsterkrankungen.
Die vier wichtigsten stellen wir Ihnen im Folgenden vor.

Panikstörungen
Für diese unerwartet auftretenden Angstattacken gibt es auf den ersten Blick meist keinen eindeutigen Auslöser.
Sie sind von körperlichen Symptomen begleitet wie Herzrasen, Brustschmerz, Zittern der Hände, Schwitzen, Schwindel oder dem Gefühl zu ersticken.
Häufig erzählen Patienten von Todesangst und Kontrollverlust.

Normalerweise werden bei ärztlicher Untersuchung keine körperlichen Krankheiten festgestellt, die die Attacken erklären könnten.
Viele Patienten bleiben deshalb über Monate und Jahre unbehandelt oder bekommen Beruhigungsmittel, die das Problem jedoch nicht lösen.
"Im Gegenteil:
Es erhöht sich sogar die Gefahr, dass die Panikanfälle chronisch werden", warnt Dr. Hoyer.
Aus Angst vor weiteren Panikanfällen vermeiden Betroffene Situationen, die in eine Attacke münden könnten.
Mehr als zwei Drittel haben gleichzeitig eine "Agoraphobie" - eine Angst vor offenen Plätzen - oder davor, sich in einer Umgebung mit vielen Menschen aufzuhalten, wo es eng werden kann.

Generalisierte Angststörung (GAS):
Diese Erkrankung entsteht meist schleichend.
Häufig sind Personen betroffen, die sich seit Jahren als ängstlich einstufen und sich ständig Sorgen machen:
wegen der Kinder, wegen der Arbeit, wegen der Ernährung.
Deshalb der Begriff "generalisiert", was "allgemein" bedeutet.
Immer fürchten die Betroffenen das Schlimmste.

"Kommt dazu eine Krise oder eine Umbruchsituation, entstehen regelrechte Sorgen-Exzesse", weiß Dr. Hoyer.
Die wiederum führen zu Schlaf- und Konzentrationsstörungen, zu Muskelverspannungen oder Ruhelosigkeit.
"Weil das den Betroffenen jedoch bekannt vorkommt, glauben sie an Nervosität oder unter körperlichen Beschwerden zu leiden", erklärt der Experte.
Weitere Folgen sind Magen - schmerzen, Übelkeit, ständige Anspannung, Herzrasen und Schwindel.

Das Dilemma:
Die Patienten gehen häufig zum Arzt, sprechen dann jedoch zum Beispiel über ihre Schlafstörungen und bekommen Mittel dagegen.
Ihr eigent1iches Problem bleibt dabei ungelöst, wird möglicherweise noch verschlimmert.
Studien an Hoyers Institut zeigen, dass nahezu jeder zweite Patient mit einer generalisierten Angststörung vom Hausarzt nicht erkannt und nicht behandelt wird.

Soziale Phobie:
Diese Angststörung wird häufig verharmlost.
"Phobos" heißt auf Griechisch "Angst".
Betroffene haben Angst vor der Bewertung durch andere.
Sie fürchten sich, vor anderen zusprechen, und versuchen, die ängstigenden Situationen zu vermeiden.
Im Lauf der Jahre kann das jedoch in die Isolation führen.
Wer darunter leidet, sagt zum Beispiel:
"Dahinter stecken jedoch übertriebene Schüchternheit, die Angst, ständig beobachtet werden, etwas Falsches zu sagen oder zu machen", so Prof. Bandelow.

Spezifische Phobie:
Dabei hat man nur vor einer Sache Angst, zum Beispiel vor Spinnen, Blut oder vor dem Fliegen.
Überlappungen der Phobien sind möglich.
Sich vor Spinnen zu ekeln ist noch keine Phobie.
Wenn allerdings das Angstgefühl heftige Körperreaktionen wie Zittern und Herzklopfen hervorruft, beeinträchtigt es das Leben deutlich.
Dennoch gehen Betroffene selten zum Arzt.

Ängste lassen sich wirksam und nachhaltig behandeln
Sinnesreize erreichen über Augen, Ohren und Nase direkt und ohne Umwege den Mandelkern (Amygdala), unser emotionales Kontrollzentrum im Zwischenhirn.
Hier werden Gefühle ausgelöst, bevor der rational arbeitende Teil des Gehirns überhaupt in der Lage ist einzugreifen.
Hier hat die Angst ihren Sitz.
"Deswegen ist es verständlich, dass Angst oft als überfallartig und unverständlich erlebt wird.
Umso wichtiger ist es, sich aktiv und kontrolliert damit auseinander zu setzen.
Nur so kann die Erfahrung wachsen, dass man die eigene Angst unter Kontrolle hat - und nicht umgekehrt", erklärt Dr. Hoyer.

Ängste sind also heilbar!
"Ich wollte wieder ein normales Leben führen.
Deshalb habe ich eine Verhaltenstherapie gemacht.
Und weil ich meine schwierige Lebenssituation - die Trennung von meinem Mann - besser bewältigen möchte, habe ich mit einer Gesprächstherapie begonnen", erzählt Yvonne Langner.
"Klopft heute eine Panikattacke an, behandle ich sie wie einen ungebetenen Gast.
Ich sage:
Ich kenne dich, du kannst mich nicht mehr beeindrucken."

Folgende Behandlungsmethoden unterscheiden die Experten:

Verhaltenstherapie:
Sie besteht aus zwei Strategien und hat sich besonders bewährt.
In der Konfrontationstherapie setzt sich der Betroffene nach bestimmten Regeln einer Angst machenden Situation aus:
Er steigt etwa in den Fahrstuhl.
Dabei erfährt er, dass seine Ängste wieder abklingen und er die Situation durch Gedanken und Gefühle beeinflussen kann.
Die kognitive Therapie (kognitiv = erkennend) zielt darauf, im Gespräch Einschätzungen und Bewertungen zu vermitteln, die der Wirklichkeit entsprechen und nicht dem Katastrophendenken des Patienten.
Wer seine Angst überwinden will und sich zu einer Therapie durchringt, hat gute Chancen auf Erfolg.
Bei Panikstörungen etwa liegt die Erfolgsquote bei 80 Prozent.
"In den meisten Bereichen der Angststörungen ist die psychotherapeutische Betreuung mit Verhaltenstherapie mindestens so aussichtsreich wie eine medikamentöse Behandlung - mit dem Unterschied, dass man hier keine Nebenwirkungen in Kauf nehmen muss", betont Dr. Hoyer.

Medikamente:
Wer unter schweren Angststörungen leidet, erhält zunächst Medikamente in Verbindung mit einer Verhaltenstherapie.
Sie lindern Symptome wie Unruhe und nervöse Spannung.
Bevorzugt werden Antidepressiva gegeben, die nicht süchtig machen und das Serotoninsystem beeinflussen, also nicht nur oberflächlich die Unruhe bessern.

Simulator-Therapie:
Bei Phobien wie Flug- oder Tunnelangst können Patienten (etwa an der Uni Würzburg) die Angst auslösenden Situationen als Computersimulation per Videobrille erleben und bewältigen.
"Wir können die angstbesetzten Situationen so oft wiederholen wie nötig", erklärt Dr. Andreas Mühlberger.
Die Kassen übernehmen die Behandlungskosten von 300 € aber derzeit nicht.

Psychotherapie:
Wer nach einer Verhaltenstherapie mehr darüber wissen möchte, wie seine Ängste entstanden sind, kann das mit einer Psychotherapie erfahren.
Dabei stehen verdrängte Konflikte im Mittelpunkt, die dem Betroffenen durch verschiedene Techniken bewusst gemacht werden.

Schnelle Hilfe gegen Ihre Angst
Denken Sie daran:
Angstgefühle und dabei auftretende Symptome wie Herzrasen sind normale Stressreaktionen.

Angstreaktionen schaden Ihrer Gesundheit nicht.

Steigern Sie Ihre Angstreaktionen nicht durch Furcht erregende Fantasien.

Bleiben Sie in der Wirklichkeit.
Beobachten und beschreiben Sie innerlich, was um Sie herum wirklich geschieht.

Beobachten Sie, wie die Angst von alleine wieder abnimmt.

Bleiben Sie so lange in der Situation, bis die Angst vorübergeht.

Stellen Sie sich Angst machenden Situationen, und versuchen Sie nicht, sie zu vermeiden.

Seien Sie stolz über jeden auch noch so kleinen Erfolg.

Nehmen Sie sich in Situationen voller Angst besonders viel Zeit.

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Hier finden Sie Hilfe
DASH -Deutsche Angststörungen
Hilfe und Selbsthilfe
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Angstambulanzen sind meistens an die Kliniken für Psychosomatik oder die Institute für Psychologie und Psychiatrie der deutschen Universitäten angeschlossen.
Adressen von Angstambulanzen finden Sie unter

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möchte ich Sie gerne auf zwei Schriftsteller, Frau Dr. Wolf und Herrn Dr. Merkle aufmerksam machen, die beide "Psychologie" studiert haben.
Ihr exzellenter Ruf der weit über deutsche Lande hinaus geht, ist sicher dadurch begründet, dass Sie Ihre therapeutische Qualifikation durch Studien in den vereinigten Staaten vervollständigt haben.
Herr Dr. Rolf Merkle hat z.B. dort an der Universität von Kentucky studiert.


Dieser Hinweis würde hier nicht stehen, wenn ich selbst nicht schon einige Werke gelesen hätte und viel für mich daraus schöpfen konnte.
Es wird da auf einfach verständliche Art geschrieben und es ist mir dadurch nicht schwer gefallen "anzunehmen"!!!


 
© 2004 by Hubert Wissler created by Hubert Wissler, Ludwigsburg-Poppenweiler