Risiko Unterzucker

Arterienverkalkung bei Diabetes

Quellenangabe dieser Berichte
März 2003


© 2001 Wort & Bild Verlag Konradshöhe GmbH & Co. KG

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An dieser Stelle möchte ich mich herzlich bedanken, dass ich Berichte aus dieser Fachzeitschrift für meine Homepage verwenden darf


Auf grafische Bild-Darstellungen muss ich aus urheberrechtlichen Gründen verzichten.

*Definition Diabetes*
Erst messen, dann starten
Nicht nur der Diabetes selbst mit seinen Folgekrankheiten, sondern auch die Therapie kann die Fahrtüchtigkeit senken.
Große Gefahr geht von Unterzuckerungen aus, die das Bewusstsein trüben können.
Durch Unterzuckerungen gefährtete Diabetiker sollten daher vor Fahrtbeginn immer ihren Blutzucker testen.
Themen
Was eine Unterzuckerung
auslöst


Welche Symptome typisch sind

Wie Sie sich schützen können.
"Noch mal gut gegangen!"
Johann Bauernfels (Name von der Redaktion geändert) atmet tief durch.
In letzter Minute hat er seinen Wagen auf die Standspur der Autobahn gelenkt.
Schweißtropfen perlen von seiner Stirn, das Herz klopft ihm bis zum Hals.

Der 56-jährige Typ-2-Diabetiker weiß:
Das sind die typischen Warnzeichen, mit denen sich bei ihm eine Unterzuckerung ankündigt.
Wenn er jetzt nicht schnell handelt, kann er im schlimmsten Fall das Bewusstsein verlieren - nicht auszudenken, was das auf der Autobahn bedeuten würde.
Zum Glück hat Johann Bauernfels für diesen Notfall vorgesorgt.
Im Aschenbecher seines Wagens bewahrt der Nichtraucher immer einige Plättchen Traubenzucker auf - schon ausgewickelt, damit er sie sich gleich in den Mund schieben kann.
Während er das erste Plättchen kaut, misst er seinen Blutzucker.

Tatsächlich zeigt das Testgerät nur 48mg/dl (2,7mmol/l) an - viel zu niedrig.
Der erfahrene Diabetiker weiß, dass er mindestens eine Viertelstunde warten muss, bis der Traubenzucker ausreichend gewirkt hat.
Erst wenn sein Blutzucker deutlich gestiegen ist, wird er die Fahrt fortsetzen.
Nach kurzem Überlegen ist ihm auch klar, warum sein Zucker so abgerutscht ist:
In der Eile des Aufbruchs hat er heute Morgen zwar seine tägliche Einmaldosis Mischinsulin gespritzt, aber das Frühstück ausfallen lassen.
Schließlich war sein Blutzuckerwert mit 114 mg/dl (6,3 mmol/l) in Ordnung gewesen, und er wollte rechtzeitig am Flughafen sein, um seinen Schwiegersohn abzuholen.
Der muss jetzt eben warten.
Grundsätzlich können alle Diabetiker, die Insulin spritzen oder blutzuckersenkende Sulfonylharnstoff - beziehungsweise Glinid-Tabletten einnehmen, Unterzuckerungen ("Hypoglykämien") bekommen.
Eine Hypoglykämie liegt vor, wenn der Blutzuckerwert unter 50mg/dl (2,8mmol/l) gefallen ist.
Beschwerden entstehen jedoch mitunter erst, wenn der Blutzucker unter 40mg/dl (2,2mmol/1) sinkt.
Häufige Ursachen einer Hypoglykämie sind:

Weglassen einer Mahlzeit; zu wenig oder verspätete Kohlenhydrat-Zufuhr

zu hohe Insulindosis gespritzt

zu hohe Dosis blutzuckersenkender Tabletten eingenommen

starke körperliche Anstrengung, ohne entsprechend vorzusorgen!

zu viel Alkohol getrunken (Alkohol blockiert die Bildung von Zucker in der Leber, die dann bei Unterzuckerung keinen Zucker ins Blut abgeben kann)

gesunkener Insu1inbedarf des Körpers (zum Beispiel bei Gewichtsabnahme)

Erbrechen

Die Warnzeichen für eine Unterzuckerung können bei jedem Patienten anders aussehen.
Warnzeichen, die auf eine Hypoglykämie hinweisen, gibt es viele.
Sie können bei jedem Patienten etwas unterschiedlich aussehen.
Meist laufen sie nach einem persönlichen Muster ab - das sich jedoch ändern kann.

Bei leichteren Hypoglykämien versucht der Körper zunächst, sich selbst zu helfen.
Als Erstes stoppt er bei gesunden Menschen die Insulinausschüttung aus der Bauchspeicheldrüse.
Sinkt der Blutzucker trotzdem unter 70 bis 65mg/dl (3,9 bis 3,6 mmol/l), werden die Hormone Adrenalin und Glukagon freigesetzt.
Sie bewirken, dass Zucker aus der Leber ins Blut abgegeben wird und der Blutzuckerspiegel wieder steigt.

Was viele Diabetiker als Unterzucker-Warnsymptome kennen, sind nichts anderes als die Nebenwirkungen von Adrenalin:
Herzklopfen, Zittrigkeit, Blässe, Schwitzen, aber auch Angst- und Druckgefühl.
Daneben gibt es Warnzeichen, die auf den Zuckermangel des Gehirns zurückgehen.
Die Gehirnzellen benötigen Zucker als Energielieferant.
Gelangt bei einer Hypoglykämie plötzlich zu wenig Zucker ins Gehirn, meldet es sich mit Symptomen wie Kribbeln, Kopfschmerzen, Heißhunger, Unruhe, Pelzigkeitsgefühl um den Mund, weichen Knien oder "merkwürdigen Gedanken".

Denkt ein Diabetiker bei solchen Symptomen nicht rechtzeitig an eine Unterzuckerung und nimmt Kohlenhydrate zu sich, sinkt der Blutzucker weiter.
Es droht eine schwere Hypoglykämie, bei der, der Zuckermangel des Gehirns im Vordergrund steht.
Typische Zeichen einer fortgeschrittenen Hypoglykämie sind:
Konzentrationsstörungen
Sprachstörungen
Sehstörungen
Verhaltensänderungen (zum Beispiel Aggressivität, Albernheit)
Schwindelzustände
Bewusstseinsstörungen
Lähmungserscheinungen (ähnlich einem Schlaganfall)
Krampfanfälle
Bewusstlosigkeit

Gefährliche "Nebenwirkung" von Unterzuckerungen:
Unfälle
Leichte Unterzuckerungen sind gewöhnlich harmlos, wenn man rechtzeitig gegensteuert.
Gelegentliche leichte Hypoglykämien müssen Diabetiker mitunter sogar in Kauf nehmen, um eine ansonsten gute Blutzuckereinstellung zu erreichen.
Gefährlich wird es bei schweren Hypoglykämien mit Bewusstlosigkeit oder Krämpfen.
Sie können, wenn sie wiederholt auftreten und länger dauern, zu Störungen der Gehirnfunktion und im Extremfall sogar zum Tod führen.
Ein große Gefahr besteht darin, dass es im Rahmen einer Unterzuckerung mit Bewusstseinsstörungen zu Unfällen kommt.
Das ist auch der Grund, warum insulinbehandelte Diabetiker bestimmte Berufe gar nicht oder nur mit Einschränkungen ergreifen dürfen.

Auch Lastkraftwagen und Kraftfahrzeuge zur Personenbeförderung dürfen sie nur in Ausnahmefällen führen.
Erlaubt sind dagegen Kraftfahrzeuge der Gruppe 1 (Klasse A, Al, B, BE, Cl) - vorausgesetzt, der Diabetiker ist in der Lage, Entgleisungen seiner Blutzuckerwerte rechtzeitig zu bemerken und zu behandeln.

Nicht alle Patienten mit Diabetes spüren zuverlässig, wenn ihre Blutzuckerwerte sich auf Talfahrt begeben.
Manche merken schon, wenn ihr Blutzucker nur leicht unter den Normalbereich sinkt.
Andere dagegen spüren erst etwas, wenn ihre Werte bereits unter 40mg/dl (2,2mmol/l) gefallen sind.

Dann ist der Zuckermangel des Gehirns aber oft schon so ausgeprägt, dass sie nicht mehr richtig denken und auf die Hypoglykämie reagieren können.
Der Grund für eine solche Wahrnehmungsstörung ist oft eine jahrelange schlechte Blutzuckereinstellung.
Symptome wie Zittern, Schwitzen oder Herzklopfen, die durch das blutzuckersteigernde Adrenalin ausgelöst werden, können dann verloren gehen.
Vor allem, wenn ein Diabetiker in kurzen Zeitabständen immer wieder Hypoglykämien durchmacht, schwächen sich die Warnzeichen ab.
Ein besonderes Problem können Hypoglykämie-Wahrnehmungsstörungen auch für Patienten sein, die seit vielen Jahren an Typ-1-Diabetes leiden und die ihre Blutzuckerwerte sehr streng einstellen.
Diese Diabetiker sind an niedrige Werte gewöhnt, so dass die Adrenalin-Reaktion bei ihnen erst sehr spät erfolgt oder mitunter sogar ganz ausbleibt.

Jeder fünfte
Typ-1-Diabetiker spürt Unterzucker nicht
Experten schätzen, dass etwa jeder fünfte Typ-l-Diabetiker von solchen Hypoglykämie-Wahrnehmungsstörungen betroffen ist und daher ein hohes Risiko für schwere Unterzuckerungen hat.
Für Betroffene wurden inzwischen spezielle Schulungsprogramme entwickelt, in denen sie lernen sollen, Warnzeichen für eine Hypoglykämie besser wahrzunehmen und darauf zu reagieren.
Im Falle einer Unterzuckerung müssen Sie Ihrem Körper sofort Kohlenhydrate zuführen.

Nur bei leichteren Hypoglykämien (um 50mg/dl bzw. 2,8mmol/1) genügen Kohlenhydrate, die nicht zu schnell ins Blut gelangen - wie ein Apfel oder eine Scheibe Brot.
Bei schwereren Unterzuckerungen sollten Sie schnell wirkenden Zucker einnehmen, der sonst eher tabu ist - beispielsweise:
sechs Plättchen Traubenzucker
ein Glas zuckergesüßtes Getränk (200 bis 250 ml)
Zuckergelee oder Zuckerfertiglösung aus der Apotheke
(Wichtig: Nachtrinken, damit die Wirkung schneller eintritt).

Fetthaltige Süßigkeiten wie Schokolade eignen sich weniger zur Behandlung einer akuten Unterzuckerung, weil Fett die Aufnahme der Kohlenhydrate ins Blut verzögert.
Besteht die Hypoglykämie weiter, können Sie dieselbe Menge nach 10 bis 15 Minuten noch einmal einnehmen - nicht früher, sonst kann der Zucker zu sehr steigen.
Für den Fall einer schweren Unterzuckerung mit Bewusstlosigkeit können sich gefährdete Diabetiker von ihrem Arzt ein Glukagon-Spritzenset verschreiben lassen.
Dieses Set enthält ein Pulver mit dem blutzuckersteigernden Hormon Glukagon und eine Spritze mit Lösungsflüssigkeit.

Angehörige, Freunde oder Arbeitskollegen können das Glukagon im Notfall ins Unterhautfettgewebe oder den Muskel spritzen.
Wichtig:
Die in Frage kommenden Personen müssen natürlich wissen, wo sie das Set im Notfall finden können.
Weil die Wirkung des Glukagons bald nachlässt, ist es außerdem wichtig, sofort nach dem Erwachen schnell wirksame Kohlenhydrate zu sich zu nehmen.

Der Unterzucker-Test
Bin ich im Unterzucker oder nicht?
Die Übungen können helfen, diese Frage zu beantworten.
Wichtig:
Machen Sie die Übung erst bei normalem Blutzucker, damit Sie ein Gespür bekommen, wie sie Ihnen gelingt.
Nur so bemerken Sie bei niedrigen Werten den Unterschied.

Zitter-Test:
Halten Sie Ihre ausgestreckte Hand bei angewinkeltem Arm vor den Körper.
Sie können die Finger geschlossen oder gespreizt halten.
Ist die Hand wacklig oder zittrig?
Zittern einzelne Finger?

Fingerspitzen-Test:
Breiten Sie die Arme seitlich aus, und führen Sie sie bei geschlossenen Augen vor dem Körper zusammen.
Schaffen Sie es, dass die Zeigefingerspitzen auf Augenhöhe genau aufeinander treffen?

Finger-Nasen-Test:
Führen Sie bei geschlossenen Augen den Zeigefinger zur Nasenspitze.
Treffen Sie?

Der Storch:
Stellen Sie sich auf ein Bein, das andere Bein winkeln Sie nach vorne ab.
Können Sie das Gleichgewicht ohne übermäßiges Ausbalancieren halten?
Wie gut klappt es mit geschlossenen Augen ("blinder Storch")?

Fischers Fritze:
Können Sie den Zungenbrecher (Fischers Fritze fischt frische Fische, frische Fische fischt Fischers Fritz) schnell und deutlich aufsagen?
Oder fällt es Ihnen schwerer als sonst?

Vorlese- Test:
Lesen Sie ein paar Zeilen aus einer Zeitung oder einem Buch laut vor:
Geht es flüssig oder stocken Sie?
Verstehen Sie den Sinn des Textes beim Lesen?

Gänsefüßchen:
Laufen Sie aufeiner geraden Linie und setzen Sie dabei immer einen Fuß vor den anderen, so dass sich Ferse und Zehen berühren.
Machen Sie dann eine schnelle Kehrtwendung.
Gelingt es Ihnen, gerade zu laufen?
Müssen Sie ausbalancieren, oder geraten Sie ins Torkeln?
Kommen Sie bei der Kehrtwendung ins Schwanken?


Diabetiker am Steuer
5 Tipps für Unterzucker-gefährdete Autofahrer
1. Vor Fahrtantritt
Blutzucker messen

2. Bei Blutzucker unter 90 mg/dl (5,0 mmol/l)
nicht fahren.
Zusätzliche schnell wirkende Kohlenhydrate einnehmen, Blutzucker messen, erst bei gestiegenern Wert losfahren

3. Schnell wirkende Kohlenhydrate (zum Beispiel Traubenzucker-Plättchen) bereithalten, die bei Unterzuckerungs-Symptomen eingenommen werden können.
Wichtig:
So deponieren, dass sie leicht erreichbar sind

3. Bei längeren Fahrten:
An der gewohnten Ernährung festhalten, alle zwei Stunden Blutzucker kontrollieren

Wichtig:
Bei geringstem Verdacht auf Unterzucker Fahrt sofort unterbrechen

Interview mit Diplompsycholoogin Elisabeth Holler
"Unterzucker-Wahrnehmung lässt sich trainieren"
Die meisten Diabetiker spüren, wenn ihr Blutzucker stark sinkt, und können rechtzeitig Gegenmaßnahmen ergreifen.
Bei manchen Patienten versagt dieses Frühwarnsystem jedoch.
Sie laufen ständig Gefahr, schwere Unterzuckerungen zu entwickeln.
Im Diabetes Zentrum Mergentheim werden Betroffene geschult, ihre Warnzeichen besser zu erkennen.

Frau Holler, welchen Diabetikern empfehlen Sie eine Hypoglykämie-Wahrnehmungsschulung?
Die Teilnahme ist vor allem für Patienten mit Typ-l-Diabetes sinnvoll, die Schwierigkeiten im Umgang mit Hypoglykämien haben und entweder die Warnzeichen einer Hypoglykämie nicht rechtzeitig erkennen oder nicht richtig oder rechtzeitig auf die Warnzeichen reagieren und deshalb immer wieder in schwere Unterzuckerungen geraten.
Dies ist bei etwa 20 Prozent der Typ-l-Diabetiker der Fall.

Welche Ziele hat die Hypoglykämie-Wahrnehmungsschulung?
Das wichtigste Ziel ist, die Wahrnehmung von Hypoglykämie-Symptomen zu verbessern und persönliche Risikosituationen herauszuarbeiten.
Damit soll erreicht werden, dass die Zahl schwerer Hypoglykämien abnimmt.
Außerdem lernen die Teilnehmer, mit Hypoglykämien besser umzugehen.
Ein weiterer Schwerpunkt ist das Überprüfen der Insulintherapie, weshalb wir großen Wert auf die Zusammenarbeit von Psychologen und Ärzten legen.

Können Sie etwas zum Ablauf der Schulung sagen?
Zunächst legen wir gemeinsam mit dem Patienten individuelle Behandlungsziele fest.
Dann versuchen wir, die persönlichen "Hypo-Symptome" herauszufinden.
Dazu gehört beispielsweise ein Blutzucker- Tagebuch, in das die Patienten ihre Beobachtungen bei niedrigen Blutzuckerwerten eintragen.
Mitunter stellt sich heraus, dass ein Patient zwar deutliche Symptome spürt, diese aber nicht auf die Unterzuckerung zurückführt.
Alle Teilnehmer treffen sich täglich, um mit den Schulungsleitern ihre Blutzuckerwerte zu besprechen und aufgetretene Unterzuckerungen zu analysieren.

Zur Schulung gehören aber auch gemeinsamer Sport oder ein Restaurant-Besuch, um die Insulinbehandlung in besonderen Situationen zu trainieren und das Risiko für Hypoglykämien zu senken.

Wird bei den Patienten auch gezielt eine Unterzuckerung ausgelöst, um ihre Symptome zu erkennen?
Wenn die Teilnehmer es möchten, können sie sich am Ende der Schulung unter Aufsicht in einen leichten Unterzucker-Zustand versetzen lassen.
Dann können sie gemeinsam mit den Schulungsleitern überprüfen, ob sie die Hypoglykämie-Symptome besser wahrnehmen oder sogar weitere Warnzeichen entdecken.

Wie kann ich mich zu der Schulung anmelden?
Die erforderlichen Unterlagen können Sie telefonisch bei uns anfordern
Fr. Zeller, 07937/ 59 41 01 oder
im Internet
www.diabetes-zentrum.de/download.htm
herunterladen.

Diplompsychologin
Elisabeth Holler
Diabetes Zentrum
Bad Mergentheim






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Arterien vor Dauerstress schützen
Das Risiko eines Diabetikers, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu bekommen, lässt sich durch aktiven Gefäßschutz deutlich verringern.
Starker Durst, ständiger Harndrang:
Als Wolfgang Albeck vor einem Jahr diese Symptome an sich bemerkte, kam ihm sofort der Verdacht, dass ein Diabetes dahinter stecken könnte.
Schließlich kannte er sie von seinem Vater, der seit seiner Jugend Typ-l-Diabetes hatte.
Ein Besuch in der Apotheke brachte ihm Gewissheit.
Das Messgerät zeigte einen Nüchternwert von 340mg/dl (18,9mmol/l) - weit mehr, als erlaubt war.
Zum Arzt ging der 49-jährige Manager deswegen allerdings nicht:
"Ich musste ein großes Projekt betreuen, hatte keine Zeit dafür."

Seine Zahnärztin, der er einige Monate später beunruhigt von seinem hohen Blutzucker erzählte, empfahl ihm jedoch dringend, zum Spezialisten zu gehen.
Seitdem hat sich im Leben von Wolfgang Albeck einiges verändert.
Denn bei den Untersuchungen stellte Stoffwechselexperte Dr. Thomas Konrad fest, dass sein Patient nicht nur an Typ-2-Diabetes und Bluthochdruck litt, sondern infolge dieser Erkrankungen bereits eine ausgeprägte Arteriosklerose hatte.
Zahlreiche verkalkte Fettablagerungen verengten Herrn Albecks Halsschlagadern und Herzkranzgefäße.
Ohne schnelle Behandlung drohten ihm ein Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Die Arteriosklerose, auch Arterienverkalkung genannt, ist der wichtigste Grund, warum Menschen mit schlecht eingestelltem Typ-2-Diabetes so häufig einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder Durchblutungsstörungen der Beine bekommen.
Dabei ist es nicht der Diabetes alleine, der die Arterienverkalkung verursacht.
Üppige Ernährung und Bewegungsmangel lassen die Arterien verkalken
Ein ganzes Netzwerk verschiedener Faktoren schädigt die kleinen und großen Blutgefäße.
Hierzu zählen neben den hohen Blutzuckerwerten vor allem Bluthochdruck, hohe Blutfettwerte und Übergewicht.
Weil diese Risiken oft zusammen auftreten, sprechen Experten vom "metabolischen Syndrom" oder auch vom "Wohlstandssyndrom".
Denn die Lebensweise hat einen entscheidenden Einfluss darauf, ob jemand ein metabolisches Syndrom entwickelt und seine Arterien verkalken.
Ungesunde, zu üppige Ernährung, wenig Bewegung und Stress tragen erheblich dazu bei, dass Menschen einen Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck oder Fettstoffwechselstörungen bekommen.
Jede einzelne dieser Krankheiten kann eine Arteriosklerose auslösen.

Im Bündel vervielfachen sie das Risiko.
Das musste auch Wolfgang Albeck erkennen.
Zwar war er in seiner Jugend ein begeisterter Sportler, radelte viele tausend Kilometer im Jahr.
Doch dann begann seine Karriere in einem großen Versicherungskonzern.
Mit zunehmender Verantwortung hatte er kaum noch Zeit für Sport, dafür saß er jetzt fast ständig hinter seinem Schreibtisch oder im Auto, verabredete sich mit Geschäftspartnern oder Freunden zum Essen.
Für Dr. Konrad ein typischer Fall:
"Menschen wie Wolfgang Albeck leben mit einer Zeitbombe in ihrem Körper und wissen es nicht".
Sie haben keine Beschwerden, keine Schmerzen und fühlen sich wohl.
Dabei ist ihr Stoffwechsel vielleicht schon seit Jahren schwer gestört.
Sie haben erhöhte Blutzuckerwerte, zu hohen Blutdruck, zu hohe Blutfettwerte - manchmal nur eine oder zwei dieser Störungen, wie Herr Albeck, manchmal das ganze Paket.
Die Blutgefäße dieser Menschen stehen unter dauerndem Stress, ohne dass sich das irgendwie bemerkbar macht.

Verengte Gefäße können oft mit kleinen Eingriffen wieder geweitet werden
Nicht selten passiert es, dass Menschen, die sich bis dahin für völlig gesund hielten, plötzlich einen Herzinfarkt oder Schlaganfall bekommen und danach aus allen Wolken fallen, wenn ihnen der Arzt mitteilt, dass er gleich mehrere behandlungsbedürftige Krankheiten festgestellt hat.
"Patienten mit bekanntem Typ-2-Diabetes empfiehlt Konrad daher, nicht nur für möglichst normale Blutzuckerwerte zu sorgen".
Sie sollten auch regelmäßig ihren Blutdruck und ihre Blutfettwerte kontrollieren lassen, damit bei zu hohen Werten rechtzeitig eine Behandlung begonnen werden kann.
Darüber hinaus kann der Arzt feststellen, ob bereits Schäden an den Arterien vorliegen, die eine spezielle Behandlung erfordern.
So kann beispielsweise bei einer starken Verengung der Halsschlagader eine Operation die Durchblutung des Gehirns sicherstellen.
Starke Verkalkungen in den Herzkranzgefäßen, die zu einer akuten Durchblutungsstörung des Herzmuskels und einem Herzinfarkt führen können, lassen sich oft auch ohne Operation beheben.
Dazu werden die Engstellen mit Hilfe einer in das Gefäß geschobenen Sonde (Herzkatheter) erweitert.
Ähnlich werden auch Engstellen in den Beinarterien behandelt.

Damit es erst gar nicht so weit kommt, sollten Sie die folgenden fünf Punkte beachten:
1.) Für gute Blutzuckerwerte sorgen:
Patienten mit schlecht eingestelltem Diabetes erkranken häufiger an Arteriosklerose als Gesunde.
So ist das Herzinfarktrisiko bei männlichen Diabetikern viermal, bei weiblichen Diabetikern sechsmal so hoch wie bei Nicht-Diabetikern.
Ständig zu hohe Blutzuckerwerte bewirken, dass sich in den Gefäßen Zucker-Eiweiß-Verbindungen bilden, die die Funktion der Gefäßinnenhaut schädigen.
Als Folge der hohen Zuckerwerte steigt auch das schädliche LDL-Cholesterin.
Der Blutzucker sollte daher nüchtern unter 120mg/dl (6,7mmol/l) liegen und nach den Mahlzeiten nicht über 130 bis 160mg/dl (7,2 bis 8,9 mmol/l).

2.) Hohen Blutdruck senken:
Fließt das Blut ständig mit zu hohem Druck durch die Adern, kommt es an den empfindlichen Gefäßwänden zu Verwirbelungen.
Dadurch können kleine Verletzungen entstehen, die zusammen mit den weiteren Risikofaktoren zu Ablagerungen führen.
Richtwerte für den Blutdruck bei Diabetes:
erster, systolischer, Wert nicht höher als 130, zweiter, diastolischer, unter 80 Millimeter Quecksilbersäule (mmHg).

3.) Blutfettwerte normalisieren:
Das LDL-Cholesterin schädigt die Gefäßwände und fördert die Verkalkung.
Daher gilt für Diabetiker:
Das LDL-Cholesterin sollte höchstens 100mg/dl betragen.
Für das gefäßschützende "gute" HDL-Cholesterin ist ein Wert von über 45mg/dl wünschenswert, die Triglyzeridwerte sollten 150mg/dl nicht übersteigen.

4.) Mit dem Rauchen aufhören:
Es schädigt nicht nur die Lungen, sondern auch die Blutgefäße.
Der Blutdruck steigt, die Gefäße verengen sich, das Risiko für die Bildung von Blutgerinnseln (Thrombosen) ist erhöht.
Rauchende Diabetiker bekommen bis zu viermal häufiger einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder Durchblutungsstörungen der Beine.

5.) Weg mit überschüssigen Pfunden:
Fettgewebe scheidet Substanzen aus, die vermutlich die Entstehung von Ablagerungen in den Blutgefäßen fördern.
Den gleichen Effekt haben die bei Übergewicht meist erhöhten Triglyzeride.
Viele dieser Ziele lassen sich mit gutem Willen erreichen.
Die "Zauberworte" heißen:
gesunde Ernährung und viel Bewegung.
Wem es gelingt, die tägliche Menge Fett auf etwa 60 Gramm zu begrenzen und dabei pflanzliches Fett bevorzugt, hat bereits viel gewonnen.

Körperliche Bewegung (etwa viermal pro Woche eine halbe Stunde moderater Ausdauersport) beeinflusst Blutzucker, Blutfette und Blutdruck ebenfalls günstig.
Wenn das nicht reicht, helfen Medikamente.
Dabei sollten die persönlichen Zielwerte mit dem Arzt vereinbart und im Diabetes-Pass festgelegt werden.
Wolfgang Albeck ist nach den Ergebnissen seiner jüngsten Untersuchung sehr zufrieden.
Seit er von Dr. Konrad mit einer Kombination aus blutzucker- und blutdrucksenkenden Medikamenten behandelt wird, sind seine Werte in Ordnung.
Die beiden sind jetzt gespannt auf das Ergebnis der nächsten Ultraschall-Untersuchung.
Sie wird zeigen, ob die Verkalkungen in den Arterien bereits etwas zurückgegangen sind.

Ultraschall zeigt, ob die Arterien gesund sind
Interview mit dem Diabetologen Priv.-Doz.Dr.med. Thomas Konrad
Herr Dr. Konrad, wann ist es notwendig, den Zustand der Arterien zu untersuchen?
Zum einen immer dann, wenn ein Patient Beschwerden hat, die auf Durchblutungsstörungen hinweisen.
So können Schmerzen in den Beinen, die beim Gehen zunehmen, auf eine Arteriosklerose der Bein- oder Beckenarterien deuten.
Ein Stechen oder Druckgefühl in der Brust ist häufig Symptom einer koronaren Herzkrankheit, also einer Verkalkung der Arterien, die das Herz mit Blut versorgen.
Zum anderen sollte der Gefäßzustand auch bei Menschen mit erhöhtem Risiko für eine Arteriosklerose, wie Diabetikern, regelmäßig überprüft werden.

Welche Verfahren zur Untersuchung der Arterien gibt es?
An erster Stelle steht die körperliche Untersuchung:
So liefern dem Arzt schon das Tasten der Pulse und die Blutdruckmessung wichtige Hinweise.
Durchblutungsstörungen des Herzmuskels macht in vielen Fällen das EKG oder Belastungs-EKG sichtbar.
Eine wichtige Rolle spielen heute Ultraschall-Untersuchungen, mit denen Verengungen größerer Arterien, beispielsweise am Hals, im Gehirn oder an den Beinen, festgestellt werden können.
In Zweifelsfällen, etwa wenn ein Patient schwere Symptome hat, aber die genannten Untersuchungen unauffällig sind, hilft eine Angiographie.
Dabei wird unter Röntgen-Durchleuchtung ein Kontrastmittel in die betroffenen Gefäße gespritzt, so dass Engstellen am Bildschirm sichtbar werden.

Lässt sich eine Arteriosklerose mit diesen Verfahren immer im Frühstadium nachweisen ?
Leider nicht.
Seit einigen Jahren ist jedoch bekannt, dass jede Arteriosklerose ein Vorläufer-Stadium hat.
Dabei handelt es sich um die so genannte endotheliale Dysfunktion, die sich mit einer speziellen Methode nachweisen lässt.

Was hat man sich unter einer endothelialen Dysfunktion vorzustellen?
Die Innenhaut unserer Adern, das Endothel, ist nicht nur eine passive Barriere für das Blut.
Vielmehr beeinflusst das Endothel aktiv die Elastizität der Gefäße - eine Erkenntnis, die übrigens 1998 mit dem Nobelpreis für Medizin gewürdigt wurde.
Wenn diese wichtige Funktion gestört ist ("endotheliale Dysfunktion"), dann muss mit der Entwicklung einer Arteriosklerose gerechnet werden.

Wie kann eine endotheliale Dysfunktion festgestellt werden?
An unserem Institut verwenden wir ein Verfahren, bei dem mit Hilfe einer Ultraschall-Untersuchung die Dehnbarkeit der Armarterie gemessen wird.
Sie ist ein Maß dafür, wie es um die Funktion des Endothels bei einem Patienten bestellt ist.
Diese Untersuchung ist jedoch noch nicht weit verbreitet, und ihre Aussagekraft muss weiter geprüft werden.
Bei einer anderen, einfacheren Methode wird die Dicke der Gefäßinnenhaut der Halsschlagader gemessen.
Eine hohe Dicke weist darauf hin, dass bereits eine allgemeine Arteriosklerose besteht.

Priv.-Doz. Dr. Thomas Konrad ist wissenschaftlicher Leiter des Instituts für Stoffwechsel-Forschung in Frankfurt/Main

Übersicht
Das Endothel -
unser größtes Stoffwechselorgan
Die größten Feinde des Endothels:
hoher Blutdruck - hohe Blutzucker- und Blutfettwerte, Rauchen
Die Innenhaut der Blutgefäße, das Endothel,
ist mit einer Fläche von 700 Quadratmetern das größte Stoffwechselorgan des Körpers.
Es beeinflusst unter anderem das Erweitern oder Verengen der Blutgefäße.
Außerdem kontrolliert es die Blutgerinnung, das Verklumpen von Blutplättchen und das Einwandern von Entzündungszellen aus dem Blut in die Gefäßwand - alles Faktoren, die bei der Entstehung von Kalkablagerungen eine Rolle spielen.
Damit das Endothel seine Aufgaben erfüllen kann, produziert es eine Art Botenstoff:
das Stickstoffmonoxid (NO).
Verschiedene Risikofaktoren stören diese Produktion und damit das Funktionieren des Endothels.
Gefäss-Untersuchung
Ultraschall zeigt, wie elastisch die Arterie sind
Eine Störung des Endothels
können Experten mit Hilfe einer Ultraschall-Untersuchung nachweisen.
Dazu messen sie die Dehnbarkeit der Armarterie und schließen so auf die Dehnbarkeit der übrigen Arterien im Körper.
Zunächst wird der Durchmesser der Armarterie gemessen, dann der Blutfluss mit der Manschette eines Blutdruck-Messgerätes fünf Minuten blockiert.
Nach Öffnen der Manschette setzt der Blutfluss wieder ein.
Das führt normalerweise dazu, dass das Endothel Stickstoffmonoxid freisetzt und die Arterie sich maximal weitet.
Ist die Funktion des Endothels gestört, weitet sich die Arterie wenig oder gar nicht.

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