Kurzbiographie von Samuel Hahnemann

Kurzbiographie von
Samuel Hahnemann


10.04.1755 - 02.07.1843

Sein Leben und Werk


Samuel Hahnemann kann mit Fug und Recht als der Begründer der Homöopathie bezeichnet werden.
Obwohl man dieses Heilprinzip bereits im Altertum kannte, war es doch erst Hahnemann, der es systematisch erforschte und die Grundlage für diese Heilkunst schuf.
Am 10. April 1755 wurde Christian Friedrich Samuel Hahnemann in Meißen als Sohn eines Porzellanmalers und dessen Frau geboren.
Sein Vater erkannte sehr früh den forschenden und suchenden Geist seines Sohnes und förderte ihn zeitig durch entsprechende Aufgaben und Übungen.

Im Jahre 1775 begann Hahnemann sein Medizinstudium in Leipzig, das er 1779 mit seiner Promotion zum Doktor der Medizin abschloß.
Zwischendurch verbrachte er einige Zeit in Siebenbürgen als Hausarzt und Bibliothekar eines Barons.
Dort sammelte er erste Erfahrungen mit dem Wechselfieber (die damalige Bezeichnung für Malaria).
Dieses Wissen wird sich später als folgenschwer erweisen, im Hinblick auf die Entdeckung des fundamentalen homöopathischen Prinzips.
Doch sein Wissensdurst war nicht befriedigt, deshalb schloß er noch ein Studium der Chemie an.
Er wollte tiefer in die Geheimnisse der belebten und unbelebten Natur eindringen.

Zu diesem Zweck unternahm er im Labor der Mohrenapotheke in Dessau chemische Versuche.
Hier lernte er die Stieftochter des Apothekers kennen und lieben.
Ein Jahr später wird Henriette Küchler seine Frau und später die Mutter seiner Kinder.
Mittlerweile hat Hahnemann eine Praxis in Gommern übernommen.
Doch er ist zutiefst unzufrieden mit den gängigen Methoden der Medizin seiner Zeit.
Als kritischer und prüfender Geist hat er schnell erkannt, daß es der Medizin nicht um Heilung der Kranken geht, sondern im besten Fall um Symptomenkuriererei und, daß viele der angewandten Methoden den Zustand der Kranken eher verschlechtern.

Mit zunehmend schlechtem Gewissen beteiligt er sich weiter an diesem Medizinbetrieb.
Im Jahre 1790 ist er an einem Punkt angelangt, der es ihm nicht mehr erlaubt, weiter als Arzt tätig zu sein.
Nach nur einem Jahr Praxis in Leipzig gibt er diese auf und übersiedelt mit seiner Familie, er hat mittlerweile vier Kinder, nach Stötteritz.
Er zieht in ein kleines Dorf, weil dort die Mieten billiger sind und er mit den bescheidenen Einkünften aus Übersetzungen hier seine Familie, zwar mehr schlecht als recht, aber immerhin über Wasser halten kann.
In dieser Zeit tiefer äußerer Not macht er die grandiose Entdeckung des homöopathischen Prinzips.
Deshalb wird das Jahr 1790 als das Geburtsjahr der Homöopathie bezeichnet.

Hahnemann übersetzt das Arzneimittelbuch eines englischen Arztes namens Cullen.
Dabei stößt er auf eine Aussage über die Chinarinde (die Rinde des Chinabaumes, aus der man später Chinin herstellte), die ihn stutzig macht und die er nicht glauben kann.
Cullen schreibt die heilende Wirkung der Chinarinde beim Wechselfieber (Malaria) ihrer magenstärkenden Wirkung zu.
Hahnemann will es genau wissen.
Er besorgt sich in der Apotheke etwas Chinarinde und beginnt seinen ersten Selbstversuch.
Nun geschieht etwas, das den Beginn der größten Revolution in der Geschichte der Heilkunst darstellt, die Entdeckung des homöopathischen Prinzips.

Nach einigen Gaben der Chinarinde entwickelt Hahnemann plötzlich Krankheitssymptome.
Symptome, die ihm bekannt vorkommen, ähneln sie doch genau den Zuständen des Wechselfiebers.
"Er bekommt kalte Fingerspitzen und kalte Füße; Mattigkeit und später Schläfrigkeit überkommen ihn; ein wildes Herzklopfen mit raschem, hartem Puls stellt sich ein; Angst schnürt ihm die Kehle zu, er fängt an zu zittern, mit Klopfen im Kopf und Rötung der Wangen".
Nachdem sich der Sturm gelegt hat und sein Kopf wieder klar ist, analysiert er was geschehen ist.
Wie ein Blitz durchzuckt ihn die Tragweite des gerade am eigenen Leibe erlittenen Geschehens.
Ja natürlich, das war es:
Die Chinarinde ist in der Lage bei einem Gesunden Symptome hervorzurufen, die denen des Wechselfiebers ähnlich sind.
Gerade deshalb hat sie die Kraft bei Wechselfieberkranken heilend zu wirken.
Das ist das Heilprinzip, das dahinter steht.

Diese Erkenntnis läßt Hahnemann nicht mehr los, und er wird ihr den Rest seines Lebens widmen, bis aus dem ersten Aufblitzen ein Heilsystem geworden ist, dessen sich auch andere bedienen können.
Sechs Jahre gehen ins Land ehe Hahnemann seine Gedanken der Öffentlichkeit vorstellen kann.
Jahre, die mit Studien und Versuchen ausgefüllt sind, neben der täglichen Notwendigkeit, seine Familie zu ernähren.
1796 veröffentlicht er zum ersten Mal das neue Heilprinzip und er fasst es in der Formel:
similia, similibus, curentur - heile Ähnliches mit Ähnlichem zusammen.
Er hatte mittlerweile eine Reihe von Mitteln, vor allem an sich selbst und später auch unter Mithilfe seiner Familie, geprüft.
Die auftretenden Symptome wurden peinlich genau aufgezeichnet, und er beginnt damit, die Mittel bei Kranken einzusetzen.

Die ersten Erfolge geben ihm recht, und er verfolgt beharrlich den eingeschlagenen Weg weiter.
Sehr früh hat Hahnemann erkannt, daß sich die homöopathischen Mittel nur an Gesunden prüfen lassen, daß weder Tierversuche noch Versuche mit Kranken dazu taugen, objektiv etwas über die Heilkraft eines Stoffes zu erfahren.
Anfangs arbeitet er noch mit Urtinkturen, die er aus den Pflanzen herstellt.
Dabei stellt er fest, daß die Mittel zwar heilend wirken, aber teilweise auch wieder Vergiftungssymptome hervorrufen.
Er sucht nach einer Methode, die es erlaubt die Heilkraft eines Stoffes nutzbar zu machen, ohne schädliche Nebenwirkungen.
Er fängt an die Mittel zu verdünnen und später zu verschütteln;
dies führt ihn schließlich zum Prozeß des Potenzierens.

Hahnemann prägt dafür den Begriff der Dynamisation.
Die flüssigen Stoffe werden mit Alkohol verschüttelt, während feste Substanzen wie Mineralien oder Metalle mit Milchzucker verrieben werden.
Hahnemann erkennt, daß durch mechanische Einwirkungen, also reiben oder schütteln, die in den Stoffen verborgenen dynamischen Kräfte entwickelt und so nutzbar gemacht werden können.

Damit hat Hahnemann die drei Hauptsäulen der Homöopathie verankert:
1. Verordnung nach dem Prinzip der Ähnlichkeit:
Das was einen Gesunden krank macht, wird einen Kranken mit ähnlichen Symptomen gesund machen.
2. Prüfung der Mittel an gesunden Menschen.
3. Herstellung der Mittel durch Potenzieren.

Viele Stationen hat Hahnemanns Leben schon durchlaufen.
Er ist ein unruhiger, ein suchender Geist, den es nie lange hält an einem Ort und seine Familie muß immer mit.
Im Laufe seines Lebens wird Hahnemann an die dreißig mal den Wohnort wechseln.
In Torgau, wo er sich 1805 angesiedelt hat, beginnt er wieder mit einer regulären Praxis.
Denn nun weiß er, daß er ein Heilsystem zur Verfügung hat, das den Namen wirklich verdient.
1810 erscheint sein Werk "Organon der rationellen Heilkunde".
Es ist das Kondensat der theoretischen Grundlagen der Homöopathie und soll bis zu seinem Tode fünf Verbesserungen erfahren.

In den Jahren 1811 bis 1821 lebt er mit seiner Familie wieder in Leipzig.
Zu diesem Zeitpunkt hat er neun Kinder, zwei sind schon gestorben.
Es ist eine Zeit höchster kreativer Schaffenskraft.
In diese Zeit fällt die Herausgabe des sechsbändigen Werkes:
"Reine Arzneimittellehre".
Dort sind all die Symptome der bisher geprüften Mittel verzeichnet, die er mit Hilfe seiner Studenten erstellt hat.
Im Jahre 1812 bekommt Hahnemann eine Professorenstelle in Leipzig und hält seine Habilitationsrede über Helleborusniger, die Christrose in lateinischer Sprache.
Hier kann er mit seinen umfassenden Sprach- und Literaturkenntnissen brillieren, daß selbst Kritiker und Gegner seiner neuen Lehre ihm ihre Achtung zollen müssen.
Hahnemann war immer ein Unbequemer gewesen, einer, der seine Finger in die Wunden legte, der nicht müde wurde, auf die vielen Mißstände der Medizin seiner Zeit hinzuweisen.

Als revolutionärer Denker warf er fast alles um was in der gängigen Medizin als heilig und unumstößlich galt.
Gemäß dem Motto: "Viel Feind, viel Ehr", mußte sich Hahnemann ständig gegen Angriffe und Anfeindungen aus dem Lager der etablierten Medizin wehren.
Aber auch er sparte nicht mit Schmähungen und harten Worten, die Insuffizienz des Medizinsystems immer wieder anzuprangern.
Sicher waren auch diese Auseinandersetzungen ein wesentlicher Grund, warum es ihn nicht zu lange an einem Ort hielt.
Die längste zusammenhängende Zeit verbrachte er in Köthen, wo wir ihn ab dem Jahre 1821 finden.

Er wird der Leibarzt des Herzogs Ferdinand von Anhalt-Köthen und bekommt von ihm das Selbstdispensierrecht, das man ihm in Leipzig versagt hatte.
Das heißt, er darf seine homöopathischen Mittel wieder selbst herstellen.
Denn zu den Apothekern hat er kein Vertrauen, daß sie die Mittel genau nach seinen Vorschriften bereiten.
Er hat eine kleine Schar sehr eifriger Schüler um sich geschart, mit denen er weitere Mittel prüft und die er in der Theorie unterrichtet, wie er sie in seinem Organon niedergelegt hat.
In diesen Jahren entsteht das Werk:
"Die chronischen Krankheiten".
Hahnemann hatte mit den Jahren erkannt, daß sich hinter den immer wiederkehrenden akuten Krankheiten noch etwas verbirgt, das man als die chronische Grundlage bezeichnen kann, oder als die Miasmen.
Wenn es nicht gelingt diese zu behandeln, hat man keine Chance auf eine Ausheilung der Krankheit.

Anno1830 stirbt nach kurzer heftiger Krankheit seine Frau Henriette.
Von da an führen die beiden jüngsten Töchter den Haushalt des Vaters weiter und helfen ihm, wo immer sie können.
Mittlerweile hat sich der Ruf Hahnemanns weit verbreitet, und die Kranken kommen von nah und fern, um bei ihm Linderung und Heilung ihrer Leiden zu erfahren.

Im Jahre 1831 fällt die Cholera von Osten herkommend ins Land ein.
Der Sensenmann hält reiche Ernte unter der Bevölkerung und einzig der Homöopathie gelingt es, die Todesfälle gering zu halten.
Hahnemann hat Campher, neben einigen anderen Arzneien, als das wirksamste Mittel gegen die Cholera entdeckt, und verfaßt darüber mehrere kleine Schriften, die er unentgeltlich publizieren läßt.
Mehr als sechzig Jahre bevor Louis Pasteur Mikroorganismen als Krankheitsursache, mit Hilfe eines Mikroskops, dingfest machen kann, weist Hahnemann auf den infektiösen Charakter dieser Krankheit hin.
Aus diesem Grund fordert er entsprechende hygienische Maßnahmen, Desinfektion und Quarantäne.
Durch die großen Erfolge während dieser Choleraepidemie, wurde der Homöopathie ein großes Interesse zuteil und sie bekam ungeahnten Zulauf.

Vielleicht hätte Dr. Samuel Hahnemann seinen Lebensabend im Kreise seiner Töchter und eng vertrauten Schüler verbracht, hätte das Schicksal nicht noch eine besondere Wendung, ein furioses Finale für ihn bereit gehalten.
Es naht in Form einer geheimnisvollen, überaus hübschen Französin, die im Oktober 1834 in Köthen eintrifft.
Den genauen Beweggrund ihrer Reise werden wir wohl nie erfahren, fest steht, daß sie ein großes Interesse an der Homöopathie hatte und mehr darüber erfahren wollte.
Auch schwang so etwas wie Achtung und Ehrfurcht vor ihrem Entdecker mit, und sie wollte ihn persönlich kennen lernen.
Die Kur ihrer Leiden, sofern diese wirklich ernsthafter Natur waren, gestaltete sich schließlich anders als gewöhnlich zu erwarten war.

Sie nimmt den großen alten Meister der Homöopathie mit sich nach Paris.
Anfang 1835 heiratet Hahnemann, fast achtzigjährig, die junge Melanie d'Hervilly-Gohier und geht mit ihr Mitte des gleichen Jahres nach Paris.
Hier beginnt die letzte Etappe von Hahnemanns bewegtem, ereignisreichen Leben.
In Paris wird ihm endlich die Ehre zuteil, die ihm in Deutschland versagt geblieben ist.
Zusammen mit seiner Frau, die seine eifrigste Schülerin und Assistentin geworden ist, hat er bald wieder eine stark frequentierte Praxis in Paris.
Unermüdlich forscht und arbeitet er weiter an der Vervollkommnung seiner Heilmethode und fährt damit bis zu seinem Tode fort.
Am 2. Juli 1843 legt er sein Erdenkleid ab, wissend etwas geschaffen zu haben, das sein Leben überdauern wird.

Seither wurde von vielen Homöopathengenerationen die Fackel weitergereicht, die Hahnemann vor über 200 Jahren entzündet hat.
Die Zahl der geprüften Mittel, die zur homöopathischen Therapie zur Verfügung stehen wuchs ständig.
Hahnemann hatte mit seinen Schülern 100 Mittel geprüft, heute stehen uns etwa 3000 zur Verfügung.
Auch wurde vieles verifiziert und vertieft, das Hahnemann entdeckt hatte.
Doch an den Grundlagen, dem Grundprinzip, hat sich seither nichts geändert.
Denn dies beruht auf einem unumstößlichen Naturgesetz welches lautet:

Heile Ähnliches mit Ähnlichem,
similia, similibus curentur


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