Hüftgelenks-erkrankungen

Die Mayo-Hüfte

Quellenangabe der Berichte:
Hüftgelenkserkrankungen 03/2003
Mayo-Hüfte 03/2003


Fachzeitschrift Orthopress
© 2001 FIWA Verlag GmbH Köln

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An dieser Stelle möchte ich mich herzlich bedanken, dass ich Berichte aus dieser Fachzeitschrift für meine Homepage verwenden darf
Auf grafische Bild-Darstellungen muss ich aus urheberrechtlichen Gründen bei den Berichten verzichten.

Hüftgelenkserkrankungen im Überblick
Verschleißerscheinungen an den Hüftgelenken gehören heute zu den häufigsten degenerativen Erkrankungen überhaupt:
Beinahe jeder von uns hat im Freundes- oder Bekanntenkreis mit Menschen zu tun, denen bereits ein oder gar zwei neue Hüftgelenke eingesetzt wurden.
Dabei erschöpfen sich die möglichen Hüfterkrankungen aber nicht in der Arthrose, die ja meist erst nach dem 50. Lebensjahr auftritt.
Bereits im Säuglingsalter kann z.B. eine Hüftdysplasie vorliegen, die - wenn sie nicht rechtzeitig therapiert wird - einer späteren schweren Funktionsstörung Vorschub leistet.

! Nicht alles, was "auf die Hüfte schlägt", muss auf eine schwere Hüfterkrankung hindeuten.
Auch Knie- und Fußprobleme können in die Hüfte hinein ausstrahlen, und nicht selten sind Hüftschmerzen auch Hinweis für eine bislang unerkannt gebliebene Infektionskrankheit:
Viele Menschen haben eine Virusgrippe buchstäblich "in den Knochen" - Iliosacralgelenk und Hüftknochen sind meist die ersten Gelenke, die sich mit Steifheit oder Schmerzen zu Wort melden.


* Schmerzen zunächst nur bei Belastung *
Fast alle Hüftgelenkserkrankungen äußern sich in einem charakteristischen Schmerz, der zunächst meist nur sporadisch nach längerer Belastung auftritt.
Im Laufe der Zeit werden jedoch die schmerzfreien Intervalle immer kürzer, und irgendwann macht sich das Gelenk selbst unter leichter Belastung oder gar in Ruhe schmerzhaft bemerkbar.

* Die Hüftdysplasie *
Häufigste orthopädische Erkrankung bei Kindern (etwa drei bis fünf Prozent aller Neugeborenen sind davon betroffen) ist die so genannte Hüftdysplasie.
Sie entsteht, wenn die Hüftpfanne bei der Geburt nicht optimal ausgereift ist, sodass der Hüftgelenkkopf nur wenig Halt findet.
In der Folge entsteht eine vollständige oder teilweise Hüftluxation (Ausrenkung), welche zu übermäßigem Verschleiß und eingeschränkter Beweglichkeit führt.
Glücklicherweise werden Hüftdysplasien heute bereits bei den Routineuntersuchungen in den ersten Lebenswochen des Babys festgestellt, so dass die früher schweren Folgeschäden in den meisten Fällen vermieden werden können.

* Morbus Perthes *
Eine andere Erkrankung, welche meist im Grundschulalter auftritt, ist die Hüftkopfnekrose ("Morbus Perthes").
Dabei wird der Hüftkopf aus bislang nicht abschließend erkanntem Grund oberhalb der Wachstumsfuge mit der Zeit vollständig zerstört.
Früher oftmals nicht erkannt, können heute moderne bildgebende Verfahren schnell Klarheit schaffen.
Mit einem Spreizgips werden dann die Beine in eine Position gebracht, die eine rasche Ausheilung begünstigt.

* Beckenschiefstand und Beinlängendifferenz *
Aber auch zunächst nicht leicht erkennbare muskuläre und knöcherne Dysbalancen können mit der Zeit zu einer irreparablen Schädigung der Hüfte führen - allen voran die Beinlängendifferenz, die auch heute noch oft unbemerkt bleibt, wenn sie nicht durch spezielle Verfahren (z.B. 3-D-Wirbesäulenvermessung) aufgedeckt wird.
Selbst bei einer Beinlängendifferenz von nur wenigen Millimetern, die mit bloßem Auge nicht auszumachen ist, reagiert unser Körper und stellt mit der Zeit automatisch das Becken "schief", um die Statik des Körpers so anzupassen, dass trotz der unterschiedlich langen Beine ein balanciertes Gangbild erreicht werden kann.

Diese Kompensationshaltung führt auf lange Sicht aber zu einer Überbelastung beider Hüften, denn durch die Schieflage sitzen die Hüftköpfe nicht mehr optimal in der Pfanne - am Ende steht ein übermäßiger Verschleiß, der in eine Arthrose münden kann.
Schon im jugendlichen Alter ist es daher wichtig, auf das Gangbild der Kinder zu achten:
Ratschläge wie "Halte dich gerade" nützen nicht viel, wenn der Angesprochene sich überhaupt nicht wirklich gerade halten kann.

Eine echte Kompensation und damit Entlastung der Hüfte kann - falls die Beinlängendifferenz nicht zu groß ist - über entsprechende Einlegesohlen erfolgen.
Beinlängenunterschiede über 3cm können heute auch mit Hilfe eines externen Fixateurs oder eines so genannten "intelligenten" mitwachsenden Marknagels operativ korrigiert werden.
Wichtig:
Es ist meist nicht nur die Hüfte betroffen, denn die Fehlhaltung setzt sich über die Wirbelsäule bis in den Kieferknochen hinein fort - so können auch anhaltender Kopfschmerz oder Verspannungen der Halsmuskulatur Anzeichen für eine Beinlängendifferenz sein!

* Die Coxarthrose - Fluch langer Lebenserwartung? *
Häufigste orthopädische Erkrankung im Alter ist jedoch die Arthrose.
Sind die Hüften betroffen, so spricht man von Cox-, bei den Knien von Gonarthrose.
Während man aber mit der Kniearthrose meist eine übermäßige Belastung durch Übergewicht, bestimmte Sportarten oder auch Fehlstellungen (0- oder X-Beine) verbindet, so sind die Ursachen für eine Hüftarthrose meist nicht an einem bestimmten Verhaltensmuster festzumachen.
Vieles spricht dafür, dass unsere Hüfte einfach nicht dafür ausgelegt ist, siebzig Jahre und länger zu halten:
Selbst Menschen, die lebenslang ihr Idealgewicht halten konnten und sich bei abwechslungsreicher Ernährung maßvoll sportlich betätigt haben, erkranken daran.

* Der natürliche Stoßdämpfer wird aufgebraucht *
Eine Arthrose entsteht dann, wenn der natürliche Gelenkknorpel nicht mehr oder kaum noch vorhanden ist.
Ein solcher Knorpelüberzug schützt jedes unserer Gelenke vor unphysiologischer Belastung und ermöglicht erst die "reibungslose" Bewegung.
Ernährt, d.h. prall und elastisch gehalten, wird das Knorpelgewebe durch unsere ständige Bewegung, welche die Gelenkschmiere durch das Gelenk pumpt wie Öl durch einen Motor.
Die Fähigkeit, den Knorpel in idealer Weise mit Nährstoffen zu versorgen, nimmt jedoch mit dem Alter ab.
Besonders leidet die Funktion unserer natürlichen Stoßdämpfer dabei durch hinzukommende Verletzungen des Knorpels, wie sie etwa durch einen Sturz, aber auch durch entzündliche Veränderungen in unserem Körper auftreten können.

All dies kann im ungünstigen Fall dazu führen, dass schließlich Knochen auf Knochen reibt.
Eine Zeit lang kann dann zwar noch durch entsprechende Schmerzmittel oder auch künstliche Gelenkschmiere, welche ins Gelenk gespritzt wird, eine einigermaßen gute Lebensqualität erhalten werden - bei rund 60.000 Patienten pro Jahr in Deutschland muss dennoch ein künstliches Hüftgelenk eingesetzt werden.
Der Eingriff selbst ist dabei längst zur Routine geworden und der Arzt kann aus einer Vielzahl von Prothesen diejenige heraussuchen, welche für seinen Patienten die geeignete ist.

* Der Oberschenkelhalsbruch *
Nicht nur Arthrose kann aber den Einsatz einer Hüftgelenksprothese notwendig machen:
Auch der so genannte Oberschenkelhalsbruch führt in den meisten Fällen auf direktem Weg zum Gelenkersatz.
Er tritt besonders dann auf, wenn eine Osteoporose den Hüftkopf so brüchig hat werden lassen, dass er bei einer Stoßbelastung bricht - je nach Fortschritt der Erkrankung kann das schon bei einem vermeintlich leichten Sturz der Fall sein.
In vielen Fällen bleibt die Gesamtsituation eines Menschen mit manifester Osteoporose aber auch nach der Hüftoperation schwierig - ein Drittel aller Patienten wird zum lebenslangen Pflegefall.

Daher ist es für Ärzte und Patienten gleichermaßen wichtig, das Thema Osteoporose bereits früh anzusprechen:
Eine Knochendichtemessung kann hier schnell Klarheit bringen, und sie sollte nicht erst dann durchgeführt werden, wenn im Röntgenbild bereits Wirbelkörperbrüche und Kyphosierung (Verkrümmung) der Wirbelsäule sichtbar werden.
Wird eine Osteoporose rechtzeitig festgestellt, so kann man heute mit geeigneten Medikamenten ein Fortschreiten der Erkrankung stoppen und den gefürchteten Schenkelhalsbruch vermeiden.
Darüber hinaus können auch so genannte Hüftprotektoren (z.B. SafeHip) und Trainingsgeräte zur Sturzvermeidung (z.B. Galileo) zusätzliche Sicherheit geben.

von Arne Wondracek




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Mayo-Hüfte
Die zementfreie Mayo-Hüfte des Medizintechnikherstellers Zimmer ist ein so genanntes "Kurzschaft-System", welches die Vorteile einer reinen Hüftkappenprothese - so nennt man solche Implantate, bei denen nur der verschlissene Hüftkopf mit einer Metallkappe überzogen wird - mit denen einer herkömmlichen Prothese verbinden soll.
Nachteilig an den bisherigen reinen Kappensystemen ist die Gefahr der Auslockerung, weil die Hüftkappe nicht optimal verankert werden kann.
Die Mayo-Hüfte hingegen wird mit einem kurzen Schaft an mehreren Stellen verankert und erhält so eine Stabilität, die der einer Prothese mit langem Schaft in nichts nachsteht.
Der amerikanische Arzt Bernard Morrey hat bereits in einer 1999 vorgelegten Studie hervorragende Langzeitergebnisse nachgewiesen.
Neue Kurzschaftprothese erlaubt knochensparende Implantation

Privatdozent Dr. med. Georg Köster führte 1992 in Göttingen als einer der ersten Orthopäden in Deutschland die Mayo-Endoprothese ein, deren innovatives Konzept die knochensparende Verankerung im Oberschenkelhals war.
Er blickt auf eine mehr als zweijährige Erfahrung in der Implantation der Mayo-Hüfte an der Universitätsklinik Göttingen und in der Chirurgisch-Orthapädischen Fachklinik Lorsch zurück, wo er als Chefarzt arbeitet.

Die Klinik in Lorsch gehört mit etwa 800-1.000 endoprothetischen Eingriffen pro Jahr an Knie und Hüfte zu den zehn größten Zentren dieser Art in Deutschland.

Obwohl die Implantation eines neuen Hüftgelenks heute ein Standardeingriff geworden ist, wirft diese Operation nach wie vor viele Fragen für den Patienten auf.
Besonders jüngere Patienten sind verständlicherweise besorgt um die Haltbarkeit des Gelenkersatzes, aber auch die Frage nach möglicher sportlicher Aktivität steht bei den Informationsgesprächen mit dem Arzt oft im Vordergrund.
In der jüngsten Vergangenheit haben zahlreiche Neuerungen bei den verwendeten Werkstoffen und den Implantationstechniken von sich reden gemacht, und sie alle verfolgen ein Ziel:
dem Patienten für eine möglichst lange Zeit möglichst viel von ihrer Lebensqualität zu erhalten.
Über eines dieser "neuen" Implantate sprach ORTHOpress mit Privatdozent Dr. Georg Köster von der Chirurgisch-Orthopädischen Fachklinik Lorsch.

Herr Dr. Köster, wie lange hält heutzutage ein künstliches Hüftgelenk?
Dr. Köster:
Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten, denn es sind sehr viele Faktoren, welche hierbei eine Rolle spielen - zuallererst ist hier natürlich die optimale Verankerung der Gelenkkomponenten im Knochen selbst zu nennen.
Daneben spielt, wie wir heute wissen, die individuelle Beanspruchung eine Rolle.
Bei jungen, aktiven Patienten kommt es eher zu einem Versagen als bei älteren.

Als optimaler Wert für die Lebensdauer einer Hüftprothese können heute etwa 12-15 Jahre gelten.
Limitierender Faktor ist dabei neben Abrieb und Materialverschleiß der Prothesenkomponenten selbst die mechanische Auslockerung, in deren Folge es zu einem Knochenabbau um den Prothesenschaft oder die Hüftpfanne kommt.

Welche Rolle spielen die "neuen" Materialien oder auch Neuentwicklungen bei den Prothesen allgemein?
Dr. Köster:
Natürlich sind die Neuentwicklungen erheblich an der Steigerung der Standzeit der Prothesen beteiligt.
Dies betrifft aber nicht nur die Abstimmung der verwendeten Materialien aufeinander, sondern vielmehr das durch die Computertechnik größer gewordene Verständnis, was etwa Faktoren wie die Krafteinleitung angeht.
Bereits in der Konstruktionsphase neuer Prothesen lassen sich so heute bestimmte Belastungen, die zu Abrieb und Auslockerung führen könnten, sehr realitätsnah simulieren.

Darüber hinaus bringen die Prothesen der jüngsten Generation Vorteile für den Eingriff selbst und die Rehabilitation, indem sie so konstruiert sind, dass bei der Implantation die Traumatisierung des Patienten so gering wie irgend möglich gehalten wird.
Eine dieser Neuentwicklungen ist die "Mayo-Hüfte" des Medizintechnikherstellers Zimmer, die bei der Implantation mit einem relativ geringen Zugang auskommt und aufgrund ihrer Konstruktion besonders für jüngere Patienten geeignet ist.

Was ist die Besonderheit dieser Hüftprothese und warum kommt sie für jüngere Patienten besonders in Frage?
Dr. Köster:
Herkömmliche Hüftprothesen erfordern meist, dass der verschlissene Hüftkopf weiträumig entfernt werden und der Prothesenschaft weit im gesunden Oberschenkelknochen verankert werden muss.
Dies zieht nicht nur umliegendes Gewebe in Mitleidenschaft:
Der bei der Implantation auftretende Knochenverlust erschwert auch die Einbringung einer nachfolgenden Prothese, wenn es einmal zur Wechseloperation kommt - eine Problematik, die sich eben insbesondere bei jüngeren Patienten stellt, weil diese ja aufgrund ihres Alters nicht davon ausgehen können, dass die Prothese für sie eine lebenslange Versorgung darstellt.

Bei der Mayo-Hüfte ist das nun anders:
Der Knochen muss nur sparsam reseziert werden, weil der kurze Schaft an mehreren Stellen fixiert werden kann.
So ist auch für spätere Wechseloperationen noch so viel Knochenmasse vorhanden, dass nach Jahren problemlos ein "normales" Hüftgelenksimplantat eingesetzt werden kann.
Das ist für junge Patienten ein erheblicher Zugewinn an Sicherheit, der mit anderen Methoden so heute noch nicht erreichbar ist.




 
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