Teil 7
Das Leben ist nicht freudlos

Teil 8
Das Leben ist nicht freudlos


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Wie werden Depressionen heute behandelt?
Nur die Hälfte an einer Depression erkrankten, behandlungsbedürftigen Menschen sucht heute eine medizinischpsychiatrische Therapie auf.
Dies ist zum einen erstaunlich und zum anderen beunruhigend:

erstaunlich, weil die Behandlung depressiver Erkrankungen in den letzten 30 Jahren wesentliche Fortschritte gemacht hat und das Image der medizinischpsychiatrischen Therapie heute kaum noch von der Hilflosigkeit und Gewaltsamkeit früherer, heute nicht mehr angewandter, Behandlungskonzepte belastet sein dürfte.

beunruhigend, weil die Gefahr eines Suizids, einer Selbsttötung bei schwer depressiven Kranken mit fast 15% immer noch sehr groß ist.

Die Krankheitseinsicht und die Behandlungsquoten bei Frauen sind wesentlich höher als bei Männern.
Diesen fällt es häufig sehr schwer zu akzeptieren, dass sie auch ohne ernste körperliche Symptome krank sind.

Eine Behandlungsnotwendigkeit durch einen Arzt oder Facharzt ist immer dann gegeben, wenn die depressive Stimmung durch den Betroffenen selbst oder durch die näheren Familienmitglieder und Freunde nicht mehr bewältigt werden kann.
Je schneller und gezielter dann eine Behandlung beginnt, umso besser für den erkrankten Menschen und seine Umgebung.

Wie bereits angesprochen, sind in der Behandlung von Depressionen in den letzten Jahrzehnten so deutliche Fortschritte gemacht worden, dass aus früheren Zeiten übernommene Ängste und Vorurteile gegenüber Psychiatern bzw. psychiatrischen Fachkrankenhäusern keine Gültigkeit mehr besitzen.
Dabei sind aber nicht nur durch die Entdeckung und Weiterentwicklung antidepressiv wirksamer Medikamente, sondern auch durch die Entwicklung geeigneter psychotherapeutischer Verfahren gute Möglichkeiten für eine erfolgreiche Behandlung eröffnet worden.
Ein anderer, sehr wesentlicher Fortschritt liegt jedoch auch darin, dass sich die Behandlung von Depressionen heute immer stärker an der Familie und am Umfeld des Patienten orientiert.
So ist die Therapie von Depressionen zwar komplizierter, aber auch umfassender geworden.
Im Gegensatz zu früheren Zeiten schafft ein sehr spezifisches und individuelles Eingehen auf die Person, die Geschichte und die Situation des Patienten heute die Voraussetzungen für immer weiter zunehmende Behandlungserfolge.

Manfred Wolfersdorf, der Ärztliche Direktor des Nervenkrankenhauses des Bezirks Oberfranken in Bayreuth, zieht in seinem Buch "Depressionen - Verstehen und bewältigen"
(Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, 1955) auf die Frage:
Sind Depressionen behandelbar? das folgende Fazit:
"Depressive Erkrankungen können schwere, manchmal schwierig und langwierig behandelbare Krankheitsbilder sein; grundsätzlich sind Hilfe, Besserung, Heilung über 80% der an einer Depression erkrankten Menschen erreichbar, und die verbliebenen 15- 20% müssen nicht mehr befürchten, ihr Leben in einem psychiatrischen Großkrankenhaus verbringen zu müssen.
Die allermeisten depressiv Kranken leben, auch wenn die Depression nicht völlig symptomfrei gebessert werden kann, in ihren Familien, die meisten sind arbeitsfähig."


Die medikamentöse Therapie von Depressionen
Vor mittlerweile fast fünfzig Jahren begannen erste psychisch wirksame Arzneimittel - sogenannte Psychopharmaka - die bis dahin durch Rat- und Hilflosigkeit geprägten Schocktherapien abzulösen.
Die damals noch in den meisten psychiatrischen Krankenhäusern vertretene Auffassung, dass schockartige Reize, die einer "normalen" Menschen in Verwirrung und Panikversetzen, im "verwirrten Geist" eines psychisch Kranken Ordnung zu schaffen im Stande sind, wurde innerhalb weniger Jahre aufgegeben.
Kaltwasserbäder, Zwangsjacke und Drehkörbe verschwanden.
Die Psychopharmaka veränderten die Psychiatrie von Grund auf.

Eine humane Psychiatrie schien sich abzuzeichnen, bis man mit den dann schnell als "chemische Zwangsjacken" verteufelten Psychopharmaka negative Erfahrungen machte.
Dadurch, dass anfänglich die Nebenwirkungen dieser Substanzen nicht bekannt waren und dadurch, dass viele Ärzte ihnen mit falschen Erwartungen gegenüberstanden, wurden sie meist zu hoch dosiert und über viel zu lange Zeiträume eingesetzt.

So sind die 7o'er Jahre vor allem durch eine heftige Auseinandersetzung der Verfechter und Kritiker der neuen Medikamente geprägt.
Die Psychopharmaka - vor allem die Tranquilizer - gerieten als "chemische Keule", als "rosarote Brille für die Seele" und als "Entlastungsmittel für das medizinische Personal" in einen Ruf, durch den die neuen, verbesserten psychisch wirksamen Medikamente - durchaus zum Nachteil der Patienten - immer noch belastet sind.
Um zu einem differenzierteren Urteil als zu dem in der Öffentlichkeit weitgehend pauschal verbreiteten zu kommen, ist es wichtig, die Psychopharmaka nicht als eine große homogene Gruppe zu sehen.
Abhängig von ihren Indikationen, den Einsatzbereichen bei verschiedenen psychischen Erkrankungen und von ihren Wirkprofilen unterscheidet man drei Gruppen:

Tranquilizer lösen Spannungen und Ängste. Sie haben eine beruhigende Wirkung.

Neuroleptika dämpfen die übersteigerte Hirntätigkeit. Sie werden bei Wahnerscheinungen, Ängsten und aggressiver Unruhe eingesetzt.

Antidepressiva wirken stimmungsaufhellend. Sie haben eine angstlösende und zum Teil auch eine antriebssteigernde Wirkung.

Antidepressiva sind eine Untergruppe der Psychopharmaka, die über die letzten 40-50 Jahre eine ganz eigene Entwicklung genommen haben.
Antidepressiva machen nicht abhängig.
Sie wirken in den meisten Fällen nicht sofort, sondern erst nach einiger Zeit.
Auf diese Weise kam es hier kaum zu einem durch euphorische Erwartungen geprägten Einsatz.
Antidepressiva wurden von Anfang an in einem viel engeren Rahmen unter strenger Beachtung der Nebenwirkungen eingesetzt.
Dieser bewusste, von einer starken medizinischen Verantwortung geprägte Einsatz hat dann auch dazu geführt, dass auf der Suche nach neuen antidepressiv wirksamen Substanzen immer wieder andere und bessere Medikamente entwickelt worden sind.

1949 stand den Ärzten Lithium als erstes Medikament mit antidepressiver Wirkung zur Verfügung.
Allerdings war dieses Medikament nur bei einer kleinen Gruppe von Patienten, bei manisch Depressiven, wirksam.

1952 wurde das Prinzip der MAO-Hemmer nutzbar.
Diese Substanzen hemmen ein Enzym (die sogenannte Monoaminooxidase), das die für die Übertragung von Nervenimpulsen wichtigen Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin abbaut
(siehe: die Biologie der Depression).
Die MAO-Hemmer waren allerdings durch recht erhebliche Nebenwirkungen belastet.
Durch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, aber auch mit bestimmten Nahrungsmitteln (wie z. B. Käse) konnten starke Störungen im Herz-Kreislaufsystem ausgelöst werden.

1957 wurde das Imipramin, eine Substanz mit trizyklischer chemischer Grundstruktur, entwickelt.
Das Imipramin und weitere in der Folgezeit entwickelte trizyklische Antidepressiva (TZA) hemmen die Wiederaufnahme der Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin recht wirksam;
ihr Einsatz wird häufig von lästigen und zum Teil auch schwerwiegenden Nebenwirkungen begleitet.

1987 Fast 30 Jahre nach der Entdeckung des Imipramins, stand eine Substanz zur medikamentösen Therapie der Depression zur Verfügung, die eine selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmung bewirkt, ohne dabei wesentliche Nebenwirkungen zu verursachen.
Leider wirkt diese Substanz durch die alleinige Wiederaufnahmehemmung von Serotonin nicht bei allen depressiven Krankheitsbildern.
Der Fortschritt lag hier nicht so sehr in der Verbesserung der Wirkung, sondern in der wesentlichen Verringerung der Nebenwirkungen.

1994 wurde dann eine Substanz in die Therapie eingeführt, die die Wiederaufnahme von Serotonin und Noradrenalin hemmt ohne dabei durch schwere Nebenwirkungen belastet zu sein.
Diese Substanz vereint die Vorteile der trizyklischen Antidepressiva mit denen der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, und ist so der vorläufig letzte Meilenstein auf dem Weg zu einer wirksamen, nicht durch Nebenwirkungen belasteten medikamentösen Therapie aller Formen der Depression.

Grundsätzlich sollen Antidepressiva die Stimmung stabilisieren und heben, sie sollen entweder Getriebenheit und Unruhe dämpfen oder Hemmung und Antriebslosigkeit normalisieren, dabei auch Angst lösen, Schlaf-, Appetitstörungen und andere körperliche Symptome bessern und vor allen Dingen die Einengung des Denkens "lockern" helfen.
Gerade in diesem Zusammenhang kann die Einnahme eines Antidepressivums nicht allein unter somatischen, also körperlichen Gesichtspunkten betrachtet werden.

Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass die Depression eine der Erkrankungen ist, die von vielen Betroffenen erst einmal nicht als Krankheit akzeptiert wird, weil sie sich nicht in vordergründig körperlichen Symptomen äußert.
So bedeutet die Einnahme eines Medikaments gleichzeitig Krankheitseinsicht, also die Selbsterkenntnis, wirklich krank zu sein und unter einer "Krankheit des Gemüts" zu leiden.
Das Eingeständnis "Ich habe eine Depression und diese wird behandelt" bedeutet Therapiebereitschaft.

Die Bereitschaft, sich mit der Krankheit einem Arzt anzuvertrauen und sich auf eine Behandlung einzulassen, in der die Einnahme eines Antidepressivums möglicherweise der erste Schritt, die Basis für eine umfassende Therapie, ist.
Der nächste Schritt dieser umfassenden Therapie gründet sich dann meist in Zusammenhang mit der Wirkung des Antidepressivums auf dem subjektiven Erleben des Patienten.
Durch das Antidepressivum kommt es zu einem Erlebnis von Krankheitsbewältigung, das dem Erkrankten eine weitere Einsicht in seine Krankheit ermöglicht.
Es ist etwas geschehen:
Das Befinden des Kranken hat sich durch das Medikament verbessert.
Diagnose und Therapie des Arztes waren also richtig.
Der Kranke ist nun viel eher bereit für die nächste tiefere Einsicht:
"Ich bin depressivaus Gründen, die in meiner Lebensgeschichte und in dem daraus gewachsenen Denken und Verhalten liegen."

Innerhalb eines subtilen Prozesses von Krankheitserleben, Krankheitseinsicht und Krankheitsbewältigung öffnet sich der erst einmal in sich verschlossene Patient durch das subjektive Erlebnis der Wirkung des Antidepressivums einer weiterführenden psychotherapeutischen Behandlung, die ihn persönlich stärkt und ihn dabei unterstützt, sein eigenes Leben wieder eigenverantwortlich zu gestalten.
Beide Konzepte, das Sich-behandeln-lassen durch ein Medikament und das aktive Nachdenken über die eigenverantwortliche Gestaltung des Lebens, sollen sich in der Behandlung der Depression ergänzen.

Bei einer nicht durch zusätzliche Probleme, wie z.B. körperliche Erkrankungen oder eine aktuell schwierige Lebenssituation, belasteten Depression ist bei mehr als 60% der Patienten nach 6-8 Wochen eine gute Besserung der Symptome zu erwarten;
trotzdem sollte sich die medikamentöse Akut-Behandlung über 4-6 Monate erstrecken.
Eine reduzierte, sogenannte Erhaltungstherapie mit niedrigeren Dosen kann erst begonnen werden, nachdem eine deutliche, über 8 Wochen anhaltende Verbesserung eingetreten ist.
Auf jeden Fall sollte der depressiv Kranke immer die vom Arzt verordnete Dosierung einhalten, damit das Medikament sicher wirken kann.
Es wäre falsch und möglicherweise auch gefährlich, aus Angst vor der chemischen Substanz des Antidepressivums oder aus Angst vor einer "Abhängigkeit" eigenmächtig eine niedrigere Dosierung zu wählen.

In diesem Zusammenhang an dieser Stelle auch noch einige Worte zu den Hinweisen auf dem Beipackzettel, der aufgrund gesetzlicher Verordnungen in allen Arzneimittelpackungen liegen muss:

Um Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit sicherzustellen, müssen Arzneimittel eine Vielzahl pharmakologischer und klinischer Prüfungen ablegen, bevor sie vom Arzt verordnet werden können.
So zählen sie zu dem am strengsten und genauesten geprüften Produkten überhaupt und sind eine Ware ganz besonderer Art.
Die Ergebnisse aller Prüfungen werden weltweit gesammelt und so registriert und systematisiert, dass sie für jeden Arzt jederzeit abrufbar sind.

Alle Nebenwirkungen, die jemals bei der Einnahme eines Arzneimittels beobachtet worden sind, müssen auf dem Beipackzettel aufgelistet werden, auch dann, wenn sie nur äußerst selten auftreten.
Das verlangt das Arzneimittelgesetz; nicht damit die Patienten verunsichert werden, sondern weil es so möglich wird, dass Patienten schon bei einem Verdacht auf Nebenwirkungen den Arzt befragen bzw. informieren können.
Wie bei allen anderen Medikamenten können auch bei einem Antidepressivum Nebenwirkungen auftreten.
Erscheinungen wie z.B. Übelkeit, Mundtrockenheit oder Schwindel sind meist leichterer Natur und schwächen sich unter Fortsetzung der Einnahme nach einiger Zeit ab.

Rat und Hilfe im Gesundheitsarchiv

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Adressen wo sich Betroffene, an Depression oder anderen psychischen Erkrankungen Leidende oder ihre Angehörigen Rat und Hilfe holen können

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* HIER... *
möchte ich Sie gerne auf zwei Schriftsteller, Frau Dr. Wolf und Herrn Dr. Merkle aufmerksam machen, die beide "Psychologie" studiert haben.
Ihr exzellenter Ruf der weit über deutsche Lande hinaus geht, ist sicher dadurch begründet, dass Sie Ihre therapeutische Qualifikation durch Studien in den vereinigten Staaten vervollständigt haben.
Herr Dr. Rolf Merkle hat z.B. dort an der Universität von Kentucky studiert.


Dieser Hinweis würde hier nicht stehen, wenn ich selbst nicht schon einige Werke gelesen hätte und viel für mich daraus schöpfen konnte.
Es wird da auf einfach verständliche Art geschrieben und es ist mir dadurch nicht schwer gefallen "anzunehmen"!!!



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Die Psychotherapie von Depressionen
Die Psychotherapie der Depression fängt eigentlich nicht erst beim Psychotherapeuten an.
Sie beginnt schon viel früher im täglichen Umgang mit den Patienten.
Die Zuwendung eines nahestehenden Menschen hat - auch wenn sie anscheinend gleichgültig oder ablehnend angenommen wird - eine sehr wichtige unterstützende Funktion.

In diesem Sinne können Sie als Partner eines depressiven Patienten vielleicht auch die in der folgenden Tabelle enthaltenden "Grundsätze zum psychotherapeutischen Basisverhalten" verstehen.

Beachtung der eigenen Gefühle gegenüber dem Patienten (leere, Ärger, Angst)

anteilnehmende Beobachtung (Mitgefühl und innere Distanz)

dem Patient Zeit lassen, sich selbst Zeit nehmen

emotionale Wärme, akzeptierende Wertschätzung

bedingungsfreies aktives Zuhören und Anhören

Das bedeutet: Der Patient darf depressiv sein, er darf klagen, es darf ihm schlecht gehen, er darf weinen, verzweifelt sein, hoffnungslos.
Er muss sich nicht zusammenreißen.
Er soll durch das Zuhören Zuwendung und Verständnis für sein innerseelisches Erleben erfahren.

beruhigende Versicherung, Stützung

Vermittlung von realistischer Hoffnung

gezielte Entlastung

Anregung zu Aktivität und Eigenverantwortung

Wenn sich der depressive Patient zum einen durch eine medikamentöse Behandlung, zum anderen durch Unterstützung und Entlastung im Alltag und durch Zuwendung aus seiner nächsten Umgebung, stabilisiert hat, ist es Zeit, seine Heilung durch eine "professionelle" Psychotherapie weiter zu fördern.
Zunächst wird das therapeutische Gespräch die Lebensumstände klären, durch die die Depression ausgelöst, gefördert und unterhalten wird.
Dabei ist es auch wichtig, die Faktoren herauszuarbeiten, die im Leben des Depressiven Stress oder soziale Isolation verursachen.
Erst nachdem der Boden, auf dem die Depression gewachsen ist, sowohl für den Therapeuten als auch für den Depressiven selbst erkundet ist, wird man darangehen können, einzelne Umstände gezielt zu bearbeiten und zu verändern.

Manche Menschen wünschen sich verständlicherweise zunächst nur, dass ihre Krankheit verschwindet, vor der Anstrengung einer intensiven Bearbeitung scheuen sie zurück.
Bleiben die Ursachen jedoch weiterhin im Dunkeln, besteht die Gefahr, dass die Depression nur ihre Symptome ändert und sich bald in anderer Gestalt wieder zeigt.
Damit die Kranken den Hintergrund ihrer Depression verstehen, arbeiten sie im tiefenpsychologischen Therapiegespräch heraus, welche Bedingungen zur Entstehung der Störung beigetragen haben.
Aber auch aktuelle Einstellungen, die Hilflosigkeit und Depression fördern, sollen abgebaut werden.
Dazu werden verhaltenstherapeutische Methoden, vor allem das "Lernen am Erfolg", eingesetzt.

Wenn die Familie motiviert ist, kann auch eine Familientherapie sehr hilfreich sein.
Auf jeden Fall sollten sich die Familien Depressiver in beratenden Gesprächen darüber informieren, wie

die einzelnen Mitglieder angemessener miteinander umgehen können.

Eine psychotherapeutische Behandlung bessert die Lage deutlich, dauert aber meistens einige Jahre, da sich die gewonnenen Erkenntnisse für den Patienten (und seine Familie) nicht von heute auf morgen dauerhaft in den Alltag umsetzen lassen.

Die tiefenpsychologisch-analytische Therapie
Der wichtigste Ansatzpunkt der tiefenpsychologisch-analytischen Therapie ist das starke Bedürfnis, das der depressive Patient nach Zuwendung und Bestätigung, hat.
Im Zusammenhang mit diesem unerfüllten Bedürfnis steht eine erhöhte Verletzbarkeit, ein herabgesetztes Selbstwertgefühl und eine ständige Selbstentwertung und -verurteilung.
Daraus folgt nicht nur ein Gefühl von Schwäche und Hilflosigkeit, sondern auch eine starke Abhängigkeit vom Partner einer Beziehung und letztendlich die Unmöglichkeit, sich gegen andere Menschen abzugrenzen, oder sich in Verlustsituationen von etwas oder von jemandem zu trennen.

Das Bedürfnis nach Zuwendung und Bestätigung kann erst erfüllt werden, wenn der depressive Patient aufhört, sich ständig selbst zu entwerten und zu verurteilen, und so die Anerkennung und Zuwendung, die ihm durch seine Umgebung zuteil wird, wahrnehmen und akzeptieren kann.
Dazu beleuchtet die tiefenpsychologische Therapie den Zusammenhang zwischen der alten Depression und der Lebensgeschichte des Patienten.
Der Therapeut geht mit dem Patienten in Gesprächen bis in die Jugend und die frühe Kindheit zurück, und hilft ihm so, seine Probleme zu erkennen und zu bearbeiten.
Außerdem werden auch aktuell erlebte Kränkungen, Belastungen in bestehenden Beziehungen oder im Arbeitsalltag besprochen und bearbeitet.

Im Verlauf der Therapie erkennt der Patient seine Persönlichkeitsstruktur und gewinnt die Möglichkeit, die Verhaltensweisen, die ihm bewusst geworden sind, zu verändern.
Immer wieder zu bearbeitende Themen sind bei depressiven Patienten:

die Neigung zum Perfektionismus

eine zwanghafte Überordentlichkeit

der überstarke Wunsch nach Zuwendung, Bindung und Versorgung auf der einen Seite

die Vermeidung von Aggressivität, Aktivität, Eigenverantwortung und Verwirklichung der eigenen Wünsche auf der anderen Seite

Es ist notwendig, dass in der Therapie die Gefühle, die bisher verdrängt und eingesperrt wurden, bewusst gemacht und aktuell wahrgenommen werden.
Dadurch, dass der Therapeut gleichzeitig als Spiegel, Deuter und positive Bezugsperson fungiert, kann er die Heilung der frühen Verletzungen seines Patienten unterstützen.


Die Verhaltenstherapie
In der Verhaltenstherapie geht es primär um die Bewältigung der aktuellen Situation.
Die Analyse und Bearbeitung vergangener psychischer Verletzungen in Kindheit und Jugend des Patienten steht hier nicht im Vordergrund.
Der Patient bekommt z.B. Hausaufgaben.
Er soll aufschreiben, in welchen konkreten Situationen welche Gefühle und Stimmungen auftreten.
Der Schwerpunkt liegt dabei vor allem auf angenehmen Erfahrungen, und es geht darum, die Häufigkeit von angenehmen Situationen zu erhöhen und so das Befinden des Patienten zu verbessern.
Durch die Verhaltenstherapie erlernt der Depressive ein Verhalten, das eine positive Verstärkung und die Bestätigung seiner Person durch die Umwelt induziert.
So wird er sozial kompetenter, kommunikations- und nicht zuletzt auch beziehungsfähiger.


Familientherapie
Die Familientherapie stellt die Situation der Familie als Gruppe in den Mittelpunkt und hilft bei der aktiven und gemeinsamen Lösung der Probleme.
Wenn sich alle Mitglieder einer Familie gemeinsam an die Lösung der Schwierigkeiten machen, ist oft eine fruchtbringendere Arbeit möglich, als wenn ein Einzelner die ganze "Arbeit" auf sich nimmt.

Die Familientherapie geht von der grundlegenden Annahme aus, dass das Verhalten der einzelnen Mitglieder das Beziehungsgeflecht der Familie bestimmt. Manchmal wird die Wirklichkeit verzerrt durch festgefahrene Meinungen, die ein Familienmitglied vom anderen hat.
Kränkung und Verletzung sind dann vorprogrammiert.
Die Behandlung versucht, das Selbstwertgefühl jedes einzelnen Familienmitglieds und den Zusammenhalt aller untereinander zu stärken, die Kommunikation und den Austausch untereinander zu verbessern und die schädigenden Beziehungsmuster zu verändern.

Bei einigen Formen der Familientherapie nehmen alle Familienmitglieder gleichzeitig an den Therapiesitzungen teil, bei anderen widmen sich die Therapeuten nacheinander einzelnen Untergruppen oder Mitgliedern der Familie.
Häufig arbeitet ein Therapeutenpaar zusammen, um die Interessen beider Geschlechter zu repräsentieren.
Egal, welche Art von Familientherapie ausgesucht wird - jedes Familienmitglied erhält unparteiische Unterstützung.

All diese Formen der Psychotherapie - die tiefenpsychologisch orientierte Einzeltherapie, die Verhaltenstherapie und die Familientherapie - sind bei allen Altersgruppen, bei depressiven Männern und Frauen in gleicher Weise anwendbar und können parallel zur medikamentösen Behandlung eingesetzt werden.
Sie erfordern allerdings eine gewisse Bereitschaft des Patienten und gegebenenfalls auch seiner Familie, über sich selbst, die Lebensgeschichte, immer wiederkehrende Gefühle, Gedanken und Verhaltensmuster nachzudenken, und dann, soweit möglich, Veränderungen einzuleiten - oder auch zu akzeptieren, was gegeben ist, um eine Möglichkeit zu finden, damit zu leben.

Abgesehen davon, dass heute die meisten Ärzte bzw. Psychiater bei Depressionen zusätzlich zur medikamentösen Therapie auch eine Psychotherapie empfehlen und verordnen, ist es wichtig, dass der Patient sich selbst zu seiner Psychotherapie entschließt, um folglich auch mit dem Psychotherapeuten aktiv zusammenarbeiten.

Oft fällt die Entscheidung zu einer psychotherapeutischen Behandlung erst, wenn der Leidensdruck unerträglich wird und die Aussichten schwinden, sich auf einem anderen Weg zu entlasten.
Doch für fundierte Hilfe ist es nie zu spät.

Dann ist allerdings wichtig, sich genau über die "Regeln" einer Therapie und darüber, wo das beste, den individuellen Bedürfnissen entsprechende, Angebot zu finden ist, zu informieren.


Das Verhältnis zum Psychotherapeuten
Ein professioneller Psychotherapeut steht seinen Patienten - besser Klienten - neutral gegenüber und verhält sich in allen Situationen dementsprechend neutral.
Er hat gegenüber seinen Klienten keine Ansprüche und Erwartungen, außer denen, dass die ihn für seine Arbeit bezahlen und die vorab vereinbarten Regeln einhalten.
Die Beziehung zwischen Therapeuten und Klienten ist eine Arbeitsbeziehung.
Dabei gründet die Therapie ausgesprochen oder unausgesprochen auf einem Arbeitsvertrag, der mit Beendigung der Therapie ebenfalls endet.

Therapeuten unterstützen den Klienten dabei, über sich und seine Probleme nachzudenken.
Dabei drängen sie ihn nicht in eine bestimmte Richtung.
Der Klient entscheidet also selbst, welche Problemlösung für ihn die richtige ist.

Therapeuten verhalten sich gegenüber ihren Klienten neutral - sie erwarten nicht, dass sich aus der Therapie eine Freundschaft entwickelt.

Das Ziel der Therapie ist die Selbständigkeit und Unabhängigkeit des Klienten.
Der Therapeut muss sich in diesem Sinne durch seine Arbeit nach und nach überflüssig machen.

Genauso wie Ärzte stehen auch Psychotherapeuten unter Schweigepflicht und dürfen nichts von dem, was sie von ihren Klienten erfahren, an Dritte weitergeben.


Übersicht über unterstützende Therapieformen bei Depressionen
Entspannung
Bei Depressionen haben sich vor allem drei Entspannungs-Methoden bewährt.
Stimmen Sie mit Ihrem Arzt ab, welche Methode für Sie die beste ist.

Die progressive Muskelrelaxation - ein Muskelentspannungstraining- nach Jacobson.

Das autogene Training nach Schulz.

Die Tiefenentspannung nach Milton H. Erickson

Kreative Therapie
Bei den kreativen Therapien geht es immer um einen nicht durch Worte bzw. Sprache eingeschränkten Zugang zum Patienten.
In der Maltherapie kann das aktuelle Befinden und Empfinden des Kranken ausgedrückt werden.
Es können Entwicklungen, Veränderungen und Probleme sichtbar gemacht werden, über die nicht oder noch nicht gesprochen werden kann.

Die Musiktherapie benutzt Töne und Geräusche, die durch Instrumente oder die eigene Stimme erzeugt werden, um die eigene Befindlichkeit hörbar zu machen.
Dabei können Aggressionen ausgedrückt werden, oder der depressiv Kranke kann Anderen im Klangbild begegnen und sich austauschen.

Bewegungstherapie und körperorientierte Maßnahmen
Bei der Bewegungstherapie geht es um die Wiederentdeckung des Gefühls für den eigenen Körper und für Bewegungsabläufe.
Die Wahrnehmung der eigenen Person wird gefördert und intensiviert.
Schwimmen, Laufen und Radfahren haben sich hier bewährt.

Sauna und Kneipp-Kuren sind hilfreich bei depressionsbedingter Kreislaufschwäche und niedrigem Blutdruck.
Massagen helfen bei Verspannungen.
Die Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens, die Intensivierung der körperlichen Selbstwahrnehmung und - bei Gruppenaktivitäten - auch das Gefühl der Gemeinsamkeit wirken einzeln oder zusammen depressionslösend.

Ergo-Therapie
Ergo-Therapie vereinigt Elemente der kreativen Therapie mit körperorientierten Maßnahmen.
Ziel ist positiver lebensbejahende Tendenzen zu stärken und den Patienten wieder in den Alltag zu integrieren.
Es entsteht ein positives Selbstwertgefühl und ein Selbstbewusstsein, das sich darin äußerst dass der Patient stolz auf die Ergebnisse seiner, innerhalb der Therapie angefertigten Arbeiten ist und z.B. sagt:
"Das habe ich gemacht, darüber freue ich mich!"


Neuere biologische Therapieformen
Lichttherapie und Schlafentzug dienen einer Wiederherstellung der gestörten inneren Rhythmen und Zeitabläufe.
Beide Methoden werden vor allem in Kliniken angewandt.

Die Finanzierung einer psychotherapeutischen Therapie durch die Krankenkassen
Etwa fünf Prozent der deutschen Bevölkerung braucht fachlich fundierte psychotherapeutische Hilfe.
Acht Prozent würden in psychotherapeutische Behandlung gehen, wenn sie durch die Krankenkasse finanziert werden würde.
Tatsächlich werden bei seelischen Leiden nur wenig mehr als ein Prozent der Bevölkerung auf Kosten der Kassen behandelt und die Kassen investieren nur 0,5% ihres Gesamtbudgets in die psychotherapeutische Behandlung der Versicherten.

Die Finanzierung einer Psychotherapie gegenüber den Kassen durchzusetzen, erscheint so als ein Hindernislauf über eine lange und steinige Strecke - und das, obwohl es auch für die Kassen längst klar ist, dass eine rechtzeitige durchgeführte Psychotherapie langfristig Kosten sparen hilft.

Einerseits ist diese Situation nicht akzeptabel, andererseits aber wieder durchaus verständlich:
Dadurch, dass es in der Psychotherapie noch weniger Erfolgskontrollen gibt als in der Medizin, müssen sich die Kassen im einzelnen Fall genau darüber informieren, ob eine Psychotherapie auch wirklich einen den Kosten entsprechenden Erfolg verspricht.
Sie verlangen also ein langwieriges und aufwendiges Antragsverfahren, durch das die Patienten und ihre Angehörigen stark gefordert werden.
Das Antragsverfahren kann von Kasse zu Kasse und abhängig von der Art der Therapie verschieden sein.
Der im folgenden aufgezeigte Ablauf zeigt aber das grundsätzliche Prinzip.

Der behandelnde Arzt und der Therapeut müssen einen schriftlichen Antrag an die Krankenkasse stellen, dem der separate Antrag des Patienten hinzugefügt wird.

Der Krankenkassengutachter, in der Regel ein erfahrener Therapeut, prüft diesen Antrag und empfiehlt der Krankenkasse die Kostenübernahme der Behandlung.

Die Krankenkasse bezahlt dann eine festgelegte Anzahl von meist erst einmal 25 Therapiestunden.

Aufgrund eines Berichtes des Therapeuten über den Behandlungsfortschritt und nach Prüfung dieses Berichtes durch den Gutachter kann die Behandlung verlängert werden.

Ist die Therapie nach der bisher bewilligten Anzahl von Stunden noch nicht abgeschlossen, kann eine weitere Verlängerung beantragt werden.



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