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Positive Gedanken stärken Ihre Seele!


Der einsame Mittelpunkt im einsamen Kreis


"Kafkaesk" bezeichnet eine dunkle, verworrene, psychologisierende Schreibweise.
Diese zieht sich durch das gesamte Werk Franz Kafkas und entspricht in tiefster Art und Weise seiner Persönlichkeit.
Kafka war ein ruhiger Einzelgänger, unauffällig und schüchtern, verängstigt, tiefgründig.
Er wurde von seiner Umwelt geschätzt, obgleich fast niemand viel über ihn zu sagen wusste.
Seine Gedanken teilte er nur wenigen engen Freunden mit, die Auseinandersetzung mit ihnen fand während des Schreibprozesses statt.

Kafkas Gesamtwerk wurde in Deutschland erst nach 1950 (30 Jahre nach seinem Tod) veröffentlicht.
Erst seit dieser Zeit schenkte eine breites Publikum ihm Anerkennung.
Sein Werk gilt heute als eines der Wichtigsten der gesamten Weltliteratur.
Kafkas Biographie ist bis heute unvollständig.
Er selbst hat zu ihrer Aufhellung kaum beigetragen.
Dennoch soll der Versuch gemacht werden, hier über wichtige Ereignisse seines Lebens zu berichten.

Franz Kafka wird am 3.7.1883 als Sohn des tschechisch-jüdischen Vaters Herrmann Kafka und der deutsch-jüdischen Mutter Julie Kafka (geb. Löwy) in Prag geboren.
Er gehört somit allen drei im damaligen Prag ansässigen Völkergruppen an.
Die Familie erhält später Zuwachs durch drei Töchter (1889, 1890, 1892).
Die Eltern Kafkas konzentrieren sich auf das Erreichen von materiellem Wohlstand.
Sein Vater widmet all seine Zeit seinem Geschäft in der Prager Altstadt.
Das Kind wächst zwischen Dienst- und Kindermädchen auf.
Schon frühe Fotos zeigen eine "Ängstlichkeit und totenhafte Ernsthaftigkeit" in seinem Gesicht.

Er leidet unter der Grobheit, Resolutheit und Allmacht des Vaters, welcher das wahre Wesen seines Sohnes nicht versteht.
Er gibt Befehle, welche auszuführen sind - Erklärungen muss sich der junge Kafka selbst zusammenreimen.
Der "Brief an den Vater" ist das autobiographischste Dokument, welches Kafka uns hinterlassen hat:
"Ich hätte ein wenig Aufmunterung, ein wenig Freundlichkeit, ein wenig Offenhalten meines Weges gebraucht, statt dessen verstelltest Du mir ihn, in der guten Absicht freilich, daß ich einen anderen Weg gehen sollte.
Unverständlich war mir immer Deine vollständige Empfindungslosigkeit dafür, was für Leid und Schande Du mit Deinen Worten und Urteilen mir zufügen konntest, es war als hättest Du keine Ahnung von Deiner Macht.
Ich bekam von Dir eine stockende, stotternde Art des Sprechens, auch das war Dir noch zu viel, schließlich schwieg ich, zuerst vielleicht aus Trotz, dann weil ich vor Dir weder denken noch reden konnte."

Die Mutter behandelt ihren Sohn einfühlsamer, hat jedoch ebenfalls kaum Zeit und Nerv für das schwierige Kind.
Kafka fühlt sich allerdings Zeit seines Lebens zu den Verwandten seiner Mutter hingezogen.
Von Besuchen bei diesen kommt er stets begeistert und freudig gestimmt zurück.
Auch die Schule (1889-1901) kann nicht besser auf das Individuelle an Kafka eingehen.
Der Unterricht an der deutschen Knabenschule und dem humanistischen Gymnasium ist fast wertlos.
Auswendiglernen und stupides Zitieren gehören zu den Hauptaufgaben der Schüler.
Unterrichtet wird in Deutsch.
Allerdings will man auch hier einen anderen Menschen aus Kafka machen - die K & K-Monarchie pflegte ihre Beamten aus dem Gymnasium zu rekrutieren.

Das "Sichabschließen" verstärkt sich während der Schulzeit.
Ein Schulkamerad charakterisiert den jungen Kafka wie folgt:
"Wenn ich von Kafka etwas Charakteristisches sagen soll, dann ist es das, daß an ihm nichts Auffälliges war.
Die Schule war für ihn immer etwas, was ihn im Innersten nicht sehr berührte, was aber ordentlich gemacht werden mußte.
Wir hatten ihn alle sehr gern und schätzten ihn, aber niemals konnten wir mit ihm ganz intim werden, immer umgab ihn irgendwie eine gläserne Wand.
Mit seinem stillen, liebenswürdigen Lächeln öffnete er sich der Welt, aber er verschloß sich vor ihr."
Kafkas Werke aus seiner Schulzeit werden durch ihn selbst alle vernichtet.
Im Juli 1901 besteht Kafka sein Abitur und ist darüber selbst überrascht.

Sein fehlendes Selbstvertrauen lässt ihn immer an seinen Leistungen zweifeln.
Sein Berufswunsch heißt Philosophie.
Statt dessen beginnt er jedoch (nur um dem Wunsch des Vaters zu entsprechen) ein Jura-Studium an der Deutschen Universität Prag.
Kafka besucht nur das geforderte Minimum von Vorlesungen und promoviert nach der Mindestanzahl von acht Semestern.
In seiner Freizeit beschäftigt er sich mit philosophischen Grundlagen, Lyrik und dem Theater.

Er steht im steten Gedanken-Austausch mit Max Brod, seinem engsten Freund.
Er ist der Einzige, dem sich Kafka offenbart und wohl der Einzige, der wirklich Zugang zu seiner Persönlichkeit hat.
Brod ist es, der Kafka in die Prager Literaturszene einführt, obgleich er stets mehr teilnahm als Kafka selbst.
Immerhin lernt Kafka den Philosophen Felix Weltsch und den Schriftsteller Oskar Baum kennen, welche Freunde bis an Kafkas Lebensende bleiben.
Brod über Kafka:
"Es ging etwas ganz ungewöhnlich Starkes von ihm aus, ....
Nie sprach er ein unbedeutsames Wort.
Was von ihm kam, war auf eine Art, die im Laufe der Jahre immer ungezwungener wurde, ein kostbarer Ausdruck seiner ganz besonderen, geduldigen, lebenswilligen, ... niemals den echten Kern ... vernachlässigenden .... Betrachtungsweise.
In seiner Gegenwart veränderte sich der Alltag, alles wirkte wie zum ersten Mal gesehen, war neu, oft auf eine sehr traurige, ja niederschmetternde Art neu.
Seine literarischen Werke kannte damals niemand außer mir.
Es bedurfte der Werke nicht:
der Mensch selbst wirkte und wurde von Menschen von Rang bei aller Schüchternheit seines Auftretens rasch als etwas Besonderes erkannt."

Während seiner Studienzeit entsteht auch das älteste, noch erhaltene Prosastück "Beschreibung eines Kampfes" (1904/05), das bereits alle für Kafka typischen Motive und Darstellungsmittel enthält.
Die Sprache seiner Stücke bleibt im Gegensatz zum Großteil seiner zeitgenössischen Literaten kühl, knapp, distanziert und wortarm.
Dies hat auch psychologische Ursachen.
Er will die Selbständigkeit und Unabhängigkeit, die er gegenüber dem Elternhaus nie durchsetzen konnte, wenigstens gegenüber seiner Umwelt behaupten.

Im Jahre 1906 promoviert er zum Doktor juris und verbringt sein "Praxis-Jahr" an einem Gericht.
Die Berufsentscheidung fällt ihm schwer, er übernimmt schließlich die Stelle eines Aushilfsbeamten in der "Arbeiter-Unfall-Versicherungsanstalt für das Königreich Böhmen in Prag", in der er schnell aufsteigt.
Er hasst die Arbeit, zeigt sie ihm doch täglich das Elend des unterdrückten Menschen.
Zuständig ist er für die Untersuchung von Unfällen, bei denen moderne Maschinen Arbeiter verletzten und verstümmelten.
Dies führt zu einer zunehmenden Identifizierung mit den Arbeitern und zu sozialem und politischem Interesse.
Er besucht Wahlversammlungen und sozialistische Diskussionsrunden.
Seine knappe "Freizeit" nutzt er zum Schreiben, auf kurzen Urlaubsreisen mit Max Brod lernt er die Umgebung von Prag kennen.

Viele seiner Werke entstehen auch in nächtlicher Arbeit, "Das Urteil" wird komplett in einer Nacht im Jahre 1912 verfasst.
"Das Schreiben erhält mich, aber ist es nicht richtiger zu sagen, daß es diese Art Leben erhält?
Damit meine ich natürlich nicht, daß mein Leben besser ist, wenn ich nicht schreibe.
Vielmehr ist es dann viel schlimmer und ganz unerträglich und muß mit dem Irrsinn enden."

1912 lernt Kafka auch seine spätere Verlobte Felice Bauer bei Max Brod kennen.
Es entsteht eine über Jahre dauernde Korrespondenz mit der in Berlin lebenden Geliebten - eine Beziehung, die sich allerdings schwierig gestaltet.
Alles, was ihn außer dem Schreiben selbst glücklich macht, hält Kafka vom Schreiben ab, aber "die Sehnsucht zu schreiben, hat überall das Übergewicht."
Aus diesem Grund schließt Kafka nach 1912 keine neuen Freundschaften mehr.
Auch die mehrmaligen Verlobungen und ihre Aufkündigungen sind Resultate dieser Sehnsucht.
Kafka muss sich bereits seit 1911 fast jährlich ins Sanatorium begeben um seinen gesundheitlichen Zustand zu verbessern.
1917 wird Lungentuberkulose bei ihm diagnostiziert.
Trotzdem beginnt er Hebräisch zu lernen, was er besonders ab 1923 sehr intensiv betreibt.

In den letzten Lebensjahren zieht sich Kafka immer mehr zurück und Zeugnisse über sein Leben werden wieder seltener.
Er pflegt den Kontakt zu seiner Lieblingsschwester Ottla, welche ihm Kraft gibt.
Seine Arbeit bei der Versicherung wechselt sich ab mit landwirtschaftlichen Arbeiten, welche der Genesung dienen sollen.
Trotzdem erfasst die Krankheit seinen Körper immer mehr - er wird 1921 für immer vom Bürodienst befreit und ein Jahr später pensioniert.
In diesen Jahren geht Kafka wiederum mehrere Verlobungen ein, löst diese jedoch stets nach kurzer Zeit.
Die Kontakte zu Frauen bleiben unbedeutend.

Nur beim Kennenlernen von Dora Diamant (auch: Dora Dymant, Dora Demant) lässt sich eine gewisse Euphorie Kafkas erkennen.
Er zieht kurzentschlossen mit ihr nach Berlin - das erste Mal in seinem Leben gelingt ihm die Loslösung vom geliebten und gehassten Prag.
Seine Briefe aus Berlin beweisen, dass er sich in der neuen Umgebung durchaus wohl fühlt und glücklich ist.
Nach einigen Wochen schlägt diese Euphorie jedoch um:
"...die alten Leiden haben mich auch hier aufgefunden, angefallen und ein wenig niedergeworfen...".
Über seine Beziehung zu Dora Diamant gibt es kaum Informationen.
Sie sitzt allerdings Tag und Nacht an seinem Krankenbett.

Franz Kafka stirbt am 3.6.1924 in einem Sanatorium bei Wien.
Er ist auf dem jüdischen Friedhof in Prag-Straschnitz beigesetzt wurden.

Kafka: ein "Nichts an Judentum"
Kafkas Familie lebte als assimilierte jüdische Familie in Prag.
Von seinem Vater wurde er religiös kaum geprägt, dieser ging nur selten in die Synagoge.
Kafka: "Ich durchgähnte ... dort die vielen Stunden ... und suchte mich möglichst an den paar kleinen Abwechslungen zu freuen, die es dort gab, etwa wenn die Bundeslade aufgemacht wurde, ...".
Zu Hause beschränkten sich die jüdischen Traditionen "auf den ersten Sederabend, der immer mehr zu einer Komödie mit Lachkrämpfen wurde...".
Kafka kritisiert das mangelnde Traditionsbewusstsein und Wissen über den jüdischen Glauben seines Vaters.

Die Bar-Mizwah, von Kafkas Vater als "Confirmation" bezeichnet, stellte für Kafka ein "lächerliches Auswendiglernen" dar, besaß er doch kaum Kenntnisse im Hebräischen.
Erst wenige Jahre vor seinem Tod begann er ein Studium der hebräischen Sprache.
Auch der Religionsunterricht am humanistischen Gymnasium stellte für den Jungen keine Bereicherung dar.
Er fasst zusammen, dass ihm ein "Nichts an Judentum" vermittelt wurde.
Zugang zur eher lebendigen Religion der Ostjuden fand er erstmals 1910/1911 durch eine herumreisende jiddische Theatergruppe.
Er freundet sich mit dem Schauspieler Jizchak Löwy an, organisiert einen Vortrag zum Thema "Jüdische Literatur" und bleibt auch weiterhin vom Chassidismus begeistert.
Die Lektüre der jüdischen Geschichte und Literatur offenbart die Wissenslücken Kafkas:
bis dahin (1911) wusste er nicht einmal die Bedeutung und Geschichte der Klagemauer in Jerusalem. 

Obwohl er dem Zionismus skeptisch gegenüberstand, verfolgte er mit Interesse den Siedlungsbau in Palästina.
Er war von der Solidarität und Selbstlosigkeit der Siedler beeindruckt, was zu Plänen einer Palästina-Reise führte.
Noch 1921 sprach er von einem "Mangel jüdischen Bodens unter den Füßen".
Kurz vor seinem Tod begann Kafka den Besuch der Hochschule für das Judentum in Berlin.
Kafka wurde schließlich auch auf einem jüdischen Friedhof beigesetzt.

Schlußbemerkungen:
Franz Kafka wollte seine Werke (bis auf wenige Ausnahmen) vernichtet wissen, da sie seinen eigenen Ansprüchen nicht genügten.
Er beauftragte damit seinen lebenslangen Freund Max Brod.
Dieser kam dem Wunsch Kafkas nicht nach.
Er hat sich dazu in seiner Biographie geäußert und seine Entscheidung begründet.
Meiner Meinung nach verdient er für diese unsere schätzende Anerkennung.
Er hat damit nicht nur einen Teil von sich selbst, sondern auch seinen wohl besten Freund betrogen.
Er hat ein Opfer gebracht, damit wir das Werk Kafkas erfahren durften und seine Faszination weiterleben kann.

"Der einsame Mittelpunkt im einsamen Kreis" - Das Zitat in der Überschrift stammt aus Kleists "Empfindungen vor Caspar David Friedrichs Seelandschaft".
Alle anderen Zitate stammen, wenn nicht anders gekennzeichnet, von Kafka selbst.




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