Interview mit Gott
Memento
Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
Nur vor dem Tod derer, die mir nah sind.
Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
Allein im Nebel tast ich todentlang
Und lass mich willig in das Dunkel treiben.
Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
Der weiß es wohl, dem dieses wiederfuhr
Und die es trugen, mögen mir vergeben.
Bedenkt: Den eigenen Tod, den stirbt man nur,
Doch mit dem Tod der anderen muß man Leben.
© (Mascha Kalèko)
Anders besser
Es wird besser, sagen die andern,
es wird anders, sage ich,
denn der Schmerz hat sich gewandelt,
doch verlässt er mich nicht.
Es ist anders, sagen die andern,
es ist besser, sage ich,
denn das Leben ist jetzt klarer
und viel tiefer für mich.
Es wird leichter, sagen die andern,
es wird schwerer, sage ich,
denn im zweiten Jahr, mein Kind,
spricht kaum noch jemand über dich.
Es ist schwerer, sagen die andern,
es ist leichter, sage ich,
denn dies Leben ist befristet,
ja, ich freue mich auf dich.
Anders - besser,
schwerer - leichter,
nichts ist, wie es vorher war.
als ob eigentlich nichts geschah.
Doch für mich ist alles anders,
ob es vorher besser war,
kann ich gar nicht mehr so sagen,
eines ist mir aber klar:
Du lebst dort ganz sicher weiter,
anders, besser, leichter, schöner!
Hast das Schwere schon bestanden,
ich kann dich im Licht nur sehn.
Du scheinst mit hinein ins Dunkel,
das mich oft umgibt, mein Kind,
hilf mir, an das Licht zu glauben,
bis wir dann zusammen sind.
© Autor unbekannt
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