Interview mit Gott
Pfingsten
Pfingsten, das liebliche Fest,
war gekommen;
es grünten und blühten Feld und Wald;
auf Hügeln und Höhn,
in Büschen und Hecken übten ein fröhliches Lied die neuermunterten Vögel; Jede Wiese sprosste von Blumen in duftenden Gründen, Festlich heiter glänzte der Himmel und
farbig die Erde.
* © Johann Wolfgang von Goethe 1749 - 1832 *
Der Nachtigall Pfingstgesang
Zu Pfingsten sang die Nachtigall nachdem sie Tau getrunken;
die Rose hob beim hellen Schall das
Haupt, das ihr gesunken!
O kommt ihr alle trinkt und speist,
ihr Frühlingsfestgenossen, weil übers ird'sche Mal der Geist des Herrn ist ausgegossen. Die Himmelsjünger groß und klein sind von der Kraft durchdrungen, man hört sie reden insgemein zu wunderbaren Zungen.
Und da ist kein Zung' am Baum Kein Blatt ist da so kleines, es redet auch mit drein im Traum als sei's voll süßen Weines. Oh, Ihr Apostel gehet aus und predigt allen Landen mit Säuselluft und Sturmesbraus von dem, der ist erstanden!
Legt aus sein Evangelium, auf Frühlingsau'n geschrieben, daß er uns lieben will darum, wenn wir einander lieben. Wer liebend sich ans nächste hält und will nur das gewinnen,
umfaßt darin die ganze Welt und Gott ist mitten drinnen!
* © Friedrich Rückert 1788 - 1866 *
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